Save You (Maxton Hall, #2)(28)



Ich merke, wie Panik in mir aufsteigt. ?Es wird keine andere geben, verdammt!?

Sie schüttelt nur den Kopf. ?Das mit uns h?tte doch ohnehin niemals funktioniert, James. Seien wir ehrlich.?

?Wieso sagst du das?? Meine Stimme bebt vor Verzweiflung. ?Natürlich h?tte es das.?

Ruby steht auf und streicht mehrmals mit den H?nden über ihren karierten Rock. ?Ich muss nach Hause, meine Eltern warten.? Sie geht zur Tür, und das Wissen, sie nicht vom Gehen abhalten zu k?nnen, bringt mich beinahe um. Ich starre sie an, unf?hig, mich zu bewegen. Dieser Moment fühlt sich wie ein endgültiger Abschied an, und dafür bin ich nicht bereit. ?Ich brauche einen klaren Schnitt. Kannst du das nachvollziehen??, fragt sie und wirft mir mit der Hand am Türknauf einen Blick über die Schulter zu.

Ich nicke, obwohl alles in meinem K?rper das Gegenteil schreit. ?Ja, das verstehe ich.?

Ruby hat mir bereits so viele Chancen gegeben. Ich wei?, dass ich kein Recht auf eine weitere habe.

?Ich … ich wünsche dir ein frohes neues Jahr, James.? In Rubys Augen spiegelt sich derselbe Schmerz, der meinen K?rper l?hmt.

?Ruby, bitte …?, bringe ich hervor.

Aber sie ?ffnet die Tür und geht.





10


Lydia

Am Montag nach den Weihnachtsferien müssen James und ich wieder in die Schule. Dad sagt, dass es nach knapp einem Monat an der Zeit ist, in den Alltag zurückzukehren. Dabei ist die Situation bei uns zu Hause alles andere als allt?glich. Ohne Mum, die früher eine Brücke nach der anderen zwischen uns gebaut hat, sind die Abendessen mit Dad die reinste Qual. Und auch die Stimmung zwischen James und mir ist noch immer angespannt. Wir reden kaum und gehen uns die meiste Zeit aus dem Weg. Dabei ist normalerweise er die Person, in deren Gesellschaft ich mich am wohlsten fühle.

Jetzt sehen wir beide wortlos aus dem Fenster, w?hrend Percy uns zur Schule f?hrt. Wieder dorthin gehen zu müssen kommt mir wie eine kolossale Zeitverschwendung vor. Schlie?lich wei? ich schon jetzt, dass ich nicht studieren werde, selbst wenn ich die Abschlussprüfungen noch schreiben kann. Wozu also das Ganze?

Nachdem Percy vor dem Eingang der Maxton Hall angehalten hat, f?hrt er die Trennwand runter und dreht sich zu uns um. ?Alles in Ordnung??

Ich nicke wortlos und versuche zu l?cheln. Ich frage mich manchmal, ob ich dabei noch immer so aussehe wie früher. Bevor das alles geschehen ist.

?Wenn irgendetwas sein sollte?, sagt er mit tiefer, ruhiger Stimme, ?ich stehe auf Abruf bereit. Und sollten Reporter aufkreuzen, melden Sie sich beim Rektor. Er wei? Bescheid und sorgt dafür, dass Sie nicht bel?stigt werden.?

Seine Worte klingen beinahe, als h?tte er sie auswendig gelernt.

Ich habe schon l?nger den Verdacht, dass Percy die Sache mit Mum nicht so leicht weggesteckt hat, wie er uns glauben lassen m?chte. Immerhin kannte er sie seit über zwanzig Jahren. Er macht nur noch selten Witze, und manchmal, wenn er sich unbeobachtet fühlt, sieht er so traurig und verloren aus, dass es mir in meinem eigenen Herzen wehtut.

?Alles klar?, sage ich und salutiere mit zwei Fingern an der Stirn.

Immerhin schenkt Percy mir ein müdes L?cheln, bevor er sich an James wendet. ?Passen Sie gut auf Ihre Schwester auf, Mr Beaufort.?

James blinzelt und blickt sich um. Seine Miene versteinert sich augenblicklich, als er realisiert, dass wir schon vor der Schule stehen. Ohne ein weiteres Wort nimmt er seine Tasche und ?ffnet die Tür. Ich werfe Percy einen entschuldigenden Blick zu, bevor ich James nach drau?en folge. Er hat bereits den halben Parkplatz überquert, als ich ihn einhole. Auf der Treppe zum Haupteingang warten Cyril, Alistair, Kesh und Wren.

?Beaufort!? Wren h?lt ihm die Faust hin und grinst breit. ?Wird ja auch Zeit, dass du dich endlich wieder hier blicken l?sst.?

James zieht einen Mundwinkel leicht in die H?he und st??t mit seiner Faust gegen Wrens.

?Ist nicht dasselbe ohne dich?, sagt auch Kesh und nimmt James’ Gesicht in beide H?nde. Er gibt seiner Wange einen freundschaftlichen Klaps.

Cyril kommt w?hrenddessen zu mir und umarmt mich. ?Lydia?, murmelt er in mein Haar. Ich schlucke schwer. Sein Geruch ist so vertraut, dass ich am liebsten für den Rest des Schultages so mit ihm stehen bleiben würde. Da das aber keine Option ist, mache ich mich vorsichtig von ihm los.

?Guten Morgen?, sage ich müde.

Cyrils eisblauer Blick gleitet fragend über mein Gesicht. Schlie?lich legt er mir einen Arm um die Schulter, und zusammen mit den anderen gehen wir die Treppenstufen nach oben und durch die wuchtigen Doppeltüren von Maxton Hall.

Unsere Freunde haben eine merkwürdige Formation um uns herum gebildet, vermutlich, um uns vor den Fragen unserer Mitschüler zu bewahren, aber das ist nicht n?tig. Niemand wird uns ansprechen. James wirft mir einen Blick über die Schulter zu, und wir reagieren genau gleich. Wir drücken die Rücken durch und schreiten durch die Schule, wie wir es schon immer getan haben.

Das Assembly zieht sich wie gewohnt in die L?nge, und irgendwann tut mir der Nacken vom angestrengten Geradeaus-Starren weh. Wir sitzen in der letzten Reihe, und es vergeht keine Minute, in der sich nicht jemand nach uns umdreht und dann mit der Person neben sich zu tuscheln beginnt. Ich ignoriere sie alle. Erst als Lexington die Versammlung für beendet erkl?rt und wir die Boyd Hall verlassen, kann ich durchatmen.

?Habt ihr geh?rt??, fragt Alistair, als wir die Treppen im Hauptgeb?ude nach oben gehen. ?George hat einen Tag nach seinem achtzehnten seine Karre geschrottet.?

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