Save You (Maxton Hall, #2)(57)



?Hallo?, gebe ich zurück. Meine Stimme klingt hart und abweisend und ist das Spiegelbild meiner Emotionen.

Der Typ l?sst seinen Blick einmal über meinen gesamten K?rper wandern, nur um dann ein wenig zu lange am tiefen Ausschnitt meines Kleides h?ngen zu bleiben.

?Dich habe ich hier noch nie gesehen?, f?hrt er fort und sieht mir wieder in die Augen. Und als sich sein Mund langsam zu einem L?cheln verzieht, macht es klick.

Ich kenne diesen Kerl.

Okay, ich kenne-kenne ihn nicht, aber ich folge ihm auf Instagram. Sein Benutzername dort ist kingfitz, aber ich wei?, dass er in Wirklichkeit Wren Fitzgerald hei?t. Sein Feed ist voll mit Bildern von Luxusartikeln, Partys und M?dchen, und in seinen Stories l?dt er Videos und Fotos hoch, auf denen er halb nackt ist und so tut, als w?re er noch ganz verschlafen. Ich nehme ihm das allerdings nie ab. So gut kann niemand aussehen, der gerade erst aufgewacht ist.

?Das liegt wohl daran, dass ich nicht auf die Maxton Hall gehe?, antworte ich und nehme einen Schluck aus dem Glas. Mein Mund fühlt sich trocken an, und mein Herz schl?gt ziemlich schnell. Wieso zum Teufel bin ich aufgeregt, nur weil ich von diesem Typen angeflirtet werde?

?Das habe ich mir schon gedacht?, murmelt Wren, und in seinen Mundwinkeln erkenne ich ein angedeutetes L?cheln. Die Geste wirkt l?ssig und beinahe so, als w?re er zu faul dazu, sich zu einem richtigen L?cheln durchzuringen. Als würde das zu viel der Energie vergeuden, die er sich lieber für etwas anderes, Schmutzigeres aufspart. Bei dem Gedanken wird mir warm.

?Ich bin Wren?, sagt er schlie?lich und h?lt mir die Hand hin.

Kurz z?gere ich. Wieder sehe ich mich um – irgendwo müssen seine Freunde sein. Ich glaube nicht, dass das hier kein Scherz ist. Ich meine, ja, ich bin selbstbewusst. Und die Vorstellung, auf einer Party angesprochen zu werden, erscheint mir nicht v?llig absurd. Aber doch nicht von einem Typen wie ihm.

?Wo sind sie??, frage ich.

Er blinzelt irritiert und l?sst seine Hand sinken. ?Wo ist wer??

?Die Freunde, die dich dazu angestiftet haben, mich anzugraben.?

?Wieso glaubst du, dass ich mich dazu anstiften lassen muss, mit dir zu sprechen??

Ich hebe sp?ttisch eine Braue. ?Komm schon.?

Wir sehen uns an und runzeln beide die Stirn. Auf der Bühne hat wieder der Pianist zu spielen begonnen, doch die Melodie will nicht so richtig zu mir durchdringen. Ich bin zu besch?ftigt damit, Wrens Absichten herauszufinden.

?Glaub mir, ich schaffe es auch allein, ein sch?nes M?dchen anzusprechen?, sagt er schlie?lich.

Ich ?ffne den Mund und schlie?e ihn wieder. Dann sehe ich Wren noch einmal genauer an. Seine Mundwinkel zucken nicht so wie die der Jungs, die mich auf den Schulpartys angesprochen haben, und in seinen Augen liegt auch kein h?misches Funkeln.

Vielleicht will er wirklich mit mir flirten. Nicht, weil irgendjemand ihn angestachelt hat, nicht, weil es ein dummer Witz ist, sondern einfach, weil er mich so attraktiv findet wie ich ihn.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass er die letzte Person ist, mit der ich mich an diesem Abend unterhalten sollte. Ich wei? nicht, was ich hiervon halten soll, und kann ihn überhaupt nicht einsch?tzen – aber genau das macht mich neugierig.

?Ich hei?e Ember?, sage ich versp?tet.

?Sch?n, dich kennenzulernen, Ember.?

Mir gef?llt, wie er meinen Namen ausspricht. Beinahe ein bisschen unsicher, als würde er ihn erst noch üben wollen.

?Gleichfalls, Wren.?

Eigentlich bin ich gut im Small Talk. Aber in diesem Moment habe ich absolut keine Ahnung, was ich sagen soll. Ich wei?, welches Image Wren online hat, gleichzeitig wei? ich auch, wie ich auf meine Follower wirke – immer fr?hlich, optimistisch und für jeden Spa? zu haben. Dabei gibt es unz?hlige Abende, an denen ich einfach nur deprimiert bin und heimlich in meinem Zimmer weine. Davon wei? niemand, nicht einmal meine Schwester. Deshalb bin ich z?gerlich, wenn es darum geht, Menschen nach dem zu beurteilen, was sie online von sich preisgeben. Und es macht mich neugierig, wie Wren in Wirklichkeit ist – und ob da mehr hinter dieser Fassade steckt.

Vielleicht sollte ich mir selbst einen Ruck geben und meine Vorbehalte ein wenig zurückdr?ngen. Ein Gespr?ch mit ihm kann ja wohl nicht schaden.

?Auf welche Schule gehst du denn??, fragt Wren und schnappt sich im selben Moment ein Glas Orangensaft von einem Tablett, das ein Kellner an uns vorbeitr?gt. ?Vielleicht auf die Eastview??

Ich schüttle den Kopf. ?Ich gehe auf die Highschool in Gormsey.?

Für den Bruchteil einer Sekunde scheint Wren zu erstarren. Er h?lt mitten im Trinken inne und sieht mich mit gro?en Augen an, dann blinzelt er, und der Moment ist vorbei. ?Das klingt ja exotisch.?

Ich frage mich, ob ich mir seine seltsame Reaktion nur eingebildet habe. ?Das Dorf kennt niemand?, sage ich langsam. ?Da bist du definitiv nicht der Einzige.?

?Also bist du als Plus Eins mit irgendwem hier??, fragt er und beobachtet mich interessiert.

?Ich bin mit meiner Schwester hier. Sie besucht die Maxton Hall seit über zwei Jahren.?

?Darüber kann ich echt froh sein?, sagt Wren.

Kurz überlege ich, was er damit meint. ?Wieso??

Jetzt l?chelt Wren richtig – ein L?cheln mit Z?hnen und kleinen Kerben um seinen Mund. ?Na, würde deine Schwester nicht auf die Schule gehen, h?tten wir uns niemals kennengelernt. Und das w?re doch wirklich eine Schande. Oder nicht??

Die letzten beiden Worte wispert er und klingt dabei so vertraut, dass ich eine G?nsehaut bekomme. Ich kann nur nicken, als h?tte er mich hypnotisiert, auch wenn in meinem Kopf alle Alarmglocken l?uten und mich zur Vorsicht ermahnen.

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