Save You (Maxton Hall, #2)(52)



Zwar hat das Ganze doppelt so lange gedauert, als wenn die Mitarbeiter der Firma es installiert und aufgebaut h?tten, und es sieht nicht so professionell aus, wie ich es mir gewünscht habe, aber trotzdem bin ich stolz auf unser Ergebnis.

Ich kann mir schon jetzt bildlich vorstellen, wie die Atmosph?re morgen Abend sein wird – die elegant gekleideten G?ste, das gut riechende Essen, die klassische Musik und das l?chelnde Gesicht unseres zufriedenen Schulleiters.

Ich sehe mich nach den Jungs um, die gerade dabei sind, in gierigen Schlucken Wasser hinunterzukippen. Ohne sie h?tten wir das niemals hinbekommen. Entschlossen gehe ich zu ihnen und r?uspere mich. Zwanzig K?pfe drehen sich in meine Richtung. Das Kribbeln in meinem Nacken verr?t mir, dass auch James mich ansieht.

?Danke für eure Hilfe?, fange ich an und blicke jedem Einzelnen von ihnen einmal in die Augen. Nur James überspringe ich. Ich bin noch immer erschrocken über die Gedanken, die er vorhin in mir hervorgerufen hat, und will nicht riskieren, dass ich vor dem versammelten Lacrosse-Team knallrot anlaufe. ?Ihr habt was gut bei uns.?

?Wie w?re es, wenn du uns morgen einen ausgibst? Hier auf der Gala?, schl?gt Cyril mit einem Grinsen vor. ?Das w?re doch … lustig.?

?Mein Angebot von vorhin steht noch?, geht Coach Freeman dazwischen. ?Wir wollten das erfolgreiche Training in einem Pub ausklingen lassen?, sagt er an mich gewandt.

?Ein toller Vorschlag, Coach?, wirft Alistair ein und klatscht in die H?nde. ?Also bleiben wir bei unserem ursprünglichen Plan? Black Fox??

Ein zustimmendes Raunen geht durch die Reihen der Lacrosse-Jungs.

?Und die erste Runde geht immer noch auf mich?, sagt Coach Freeman und richtet seine Cap. ?Auch das Veranstaltungskomitee ist eingeladen, Ms Bell. Ihr habt schlie?lich genauso hart geschuftet.?

?So würde ich das nicht unbedingt bezeichnen. Ohne uns w?ren sie am Arsch gewesen …?, murmelt ein Kerl, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe.

?Sei still, Kenton?, sagt James bedrohlich leise.

Kenton presst die Lippen fest aufeinander.

?Los jetzt?, ruft Coach Freeman und nickt mit dem Kopf in Richtung Ausgang.

Die anderen ziehen los, und Doug, Camille und der Rest meines Teams folgen ihnen. Ich h?tte nie gedacht, einmal zu erleben, wie die Lacrosse-Mannschaft und das Veranstaltungskomitee zusammen etwas trinken gehen – freiwillig.

Lin st??t mir ihren Ellenbogen leicht in die Seite. ?Ich stelle jetzt Cyril endlich zur Rede?, flüstert sie mit entschlossenem Blick. ?Dann habe ich wenigstens Klarheit.?

Ich nicke. ?Gute Idee.?

?Du kommst nicht mit, oder??

Ich schüttle den Kopf, und die Entschlossenheit in Lins Augen verschwindet.

?Dann gehe ich auch nicht?, sagt sie und nickt auf mein Klemmbrett. ?Ich helfe dir.?

?Quatsch?, entgegne ich und drücke das Klemmbrett an meine Brust, sodass sie die Punkte nicht sehen kann, die noch nicht abgehakt sind. ?So eine Chance bietet sich so schnell nicht noch mal. Geh und versuch herauszufinden, was es mit seinem Schweigen auf sich hat. Und sollte er bl?d sein, geig ihm die Meinung.?

Lin z?gert noch einen Moment, aber als ich energisch in Richtung Ausgang deute, dreht sie sich schlie?lich auf dem Absatz um und rennt hinter den anderen her. Das Klackern ihrer Sohlen hallt durch den Saal, gefolgt von einem lauten Knall, als die Tür hinter ihr ins Schloss f?llt.

Danach wende ich mich wieder meiner Liste zu. Ich seufze leise, als ich spüre, dass dieses Gefühl, das ich seit Wochen mit mir herumtrage – in meiner Brust, in meinem Bauch und in meinem ganzen K?rper –, schon wieder schwerer statt leichter geworden ist. Ich frage mich, ob das irgendwann einmal aufh?ren wird. Ich schüttle den Gedanken ab und mache mich daran, die Punkte auf meiner Liste abzuarbeiten.

Zuerst gehe ich zum Flügel, der rechts auf der Bühne aufgestellt wurde, und entferne nach und nach die Fingerabdrücke der Helfer, die auf der schwarz gl?nzenden Oberfl?che zu sehen sind. Danach schalte ich leise Musik auf meinem Handy an und schiebe es in meine hintere Hosentasche. W?hrend ich der beruhigenden Stimme von Vancouver Sleep Clinic lausche, überprüfe ich jeden Tisch auf Richtigkeit der Namensschilder und Anzahl der Gedecke.

?Du bist nicht mitgekommen?, erklingt pl?tzlich eine Stimme hinter mir.

Ich fahre herum und sehe James auf der Schwelle zur Boyd Hall stehen. Er tr?gt immer noch seine Trainingssachen und hat beide H?nde in seiner schwarzen Jogginghose vergraben. Sein Blick ist unergründlich.

?Ich habe noch ein bisschen was zu tun?, antworte ich und hebe das Klemmbrett hoch.

James betritt die Halle, und mein Herz macht einen Satz, obwohl er noch einige Meter von mir entfernt ist. ?Kann ich dir helfen??

Wie von selbst schüttle ich den Kopf. ?Nein, brauchst du nicht. Danke.? Danach wende ich mich dem Tisch neben mir zu, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich ihn gerade eben schon überprüft habe.

?Du musst den Rest nicht allein machen.? Seine Stimme klingt ein bisschen n?her als zuvor. ?Ich fühle mich wegen der Firma ohnehin schlecht.?

?Das war ja nicht deine Schuld?, murmle ich.

Ich wei? nicht, ob ich allein mit ihm in einem Raum sein kann. Wenn James vor mir steht und mich mit seinem dunklen Blick ansieht, wirkt selbst die gro?e Boyd Hall pl?tzlich winzig. Als w?ren keine fünf Meter zwischen uns, sondern lediglich Millimeter. Mein gesamter K?rper fühlt sich zu ihm hingezogen, ohne dass ich etwas dagegen tun kann.

Ich unterdrücke den Impuls, mich umzudrehen und zu ihm zu gehen, obwohl ich wei?, wie viel besser ich mich dann fühlen würde. Selbst jetzt, nach all den Wochen und nach allem, was geschehen ist. Ich hole tief Luft und schaue auf mein Klemmbrett. Wenn James sich in den Kopf gesetzt hat, mir zu helfen, wird er so schnell nicht verschwinden. Das hat er in den letzten Wochen bewiesen.

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