Save You (Maxton Hall, #2)(47)
?Hier würde ich am liebsten noch etwas zu unserer Gala schreiben. Ist das m?glich, Hank??, frage ich und deute auf die kleine Tafel.
Er nickt. ?Ich habe noch irgendwo einen Marker, den ich dir gerne mitgeben kann.?
Ich l?chle ihn an. ?Perfekt, vielen Dank.?
?So, und jetzt zur Erkl?rung: Hier drin ist eine Spiegelreflexkamera eingebaut, die über den Touchscreen ausgel?st wird. Es ist eigentlich ganz leicht, zum Ausl?sen muss man einfach auf das Kamera-Symbol drücken. Dann hat man drei Sekunden Zeit, und das Bild wird geschossen. Danach kann man es mit den Filtern bearbeiten oder – falls es nichts geworden ist – l?schen und ein neues machen.?
Ich schiebe den roten Vorhang ein Stück beiseite und betrachte den Touchscreen. ?Das sieht wirklich kinderleicht aus.?
?Wollt ihr es mal ausprobieren??, fragt Hank mit einem beinahe jungenhaften Grinsen.
Bevor ich verneinen kann, antwortet James: ?Ja, bitte.?
Ich hebe eine Augenbraue, doch er beachtet mich nicht und geht in die Box. Er h?lt den Vorhang auf und sieht mich erwartungsvoll an.
?Worauf wartest du? Rein mit dir!?, sagt Hank neben mir.
Kurzerhand gehe ich in die kleine Kabine und sehe James skeptisch an. Er wiederum betrachtet konzentriert den Touchscreen. ?Wir müssen prüfen, ob alles intakt ist, oder nicht??, fragt er leise.
Es irritiert mich, dass ich nicht selbst daran gedacht habe, sondern zu sehr damit besch?ftigt war, mindestens eine Armesl?nge Abstand zu James zu halten.
?Ruby, du verdeckst die Kamera.?
Ich dr?nge mich mit dem Rücken an der Wand entlang, bis ich hinter James stehe, der auf dem kleinen Hocker vor der Kamera Platz genommen hat.
?Schau mal da rein?, sagt James pl?tzlich und deutet auf das kleine schwarze Loch über dem Touchscreen.
Ich beuge mich zu ihm runter, bis ich über seine Schulter und in die Kamera sehen kann. Jetzt tauche auch ich auf dem Bildschirm auf, doch ich kann mich kaum auf das verschwommene Bild unserer Gesichter konzentrieren.
Eine von James’ Haarstr?hnen kitzelt meine Wange, und sein vertrauter Geruch dringt in meine Nase. In meinem Mantel wird mir pl?tzlich noch viel w?rmer. James neben mir scheint wie erstarrt, ich glaube sogar, dass er aufgeh?rt hat zu atmen. Langsam drehe ich den Kopf und sehe ihn an. Ich bin ihm so nah, dass ich seine Haut mit meinem Mund streifen k?nnte, wenn ich wollte.
In diesem Moment drückt James auf den Ausl?ser.
Das leise Klicken rei?t mich aus meiner Trance, und ich zucke zurück. Schlagartig werde ich mir wieder bewusst, wieso wir eigentlich hier sind – und was ich da gerade fast getan h?tte.
?Scheint alles zu funktionieren?, sagt James, als h?tte er von den Funken, die vor ein paar Sekunden zwischen uns gesprüht haben, nichts gemerkt.
Habe ich mir die Hitze zwischen uns nur eingebildet?
So schnell ich kann, schiebe ich mich nach drau?en, wo Hank bereits mit dem Fotostreifen in der Hand auf uns wartet.
?Eine merkwürdige Pose, aber immerhin scheint ihr das mit dem Ausl?ser hinbekommen zu haben?, sagt er und drückt mir die vier kleinen Fotos in die Hand.
Nein, ich habe mir die Hitze eindeutig nicht eingebildet.
Auf dem Foto habe ich den Kopf zu James gewandt, w?hrend er direkt in die Kamera sieht. Und sein Blick …
Ich schlucke trocken.
Ich kenne diesen Blick. Und auch diesen Zug um seinen Mund.
James muss es auch gefühlt haben. Da bin ich mir in dieser Sekunde absolut sicher.
?Sehr sch?n?, kr?chze ich und will Hank die Bilder zurückgeben, doch bevor ich das tun kann, nimmt James sie mir aus der Hand. Ohne sie überhaupt anzusehen, schiebt er sie in seine Manteltasche.
?Wo müssen wir unterschreiben??, fragt er in demselben gesch?ftlichen Tonfall, den er auch benutzt hat, als wir damals bei Beaufort waren.
Hank führt uns zurück zum Tresen, wo ich drei Formulare unterzeichne und ein kleines Handbuch für die Bedienung und das Nachfüllen der Bilder bekomme. Anschlie?end hieven wir die Teile der Box zu dritt in den Kofferraum meines Autos. Ich bin froh, wieder drau?en an der frischen Luft zu sein. Sie ist mir und meinen hei?en Wangen eine willkommene Abkühlung.
Auf der Rückfahrt schalte ich das Radio wieder an, noch ein bisschen lauter als zuvor. Wieso in aller Welt habe ich geglaubt, dass es eine gute Idee ist, James zu bitten, mit mir hierherzukommen? Es h?tte mir klar sein müssen, wie schwer es wird, ihm über einen so langen Zeitraum so nah zu sein.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass James seinen Mantel aufknüpft und anschlie?end den Schal von seinem Hals wickelt.
?Wenn dir zu warm ist, kann ich die Lüftung ein bisschen k?lter einstellen?, bringe ich mühsam hervor.
?Ruby.? Die Art, wie er meinen Namen flüstert, ist mir so vertraut.
Ich umklammere das Lenkrad fest, w?hrend ich mit aller Kraft versuche, mich auf die Stra?e zu konzentrieren. Die Luft zwischen uns wird immer aufgeladener, aber ich versuche, das mit aller Kraft zu verdr?ngen.
Die Ampel vor uns schaltet auf Rot, und ich bremse langsam und lasse das Auto bis zur Haltelinie rollen. Dann riskiere ich einen Blick in seine Richtung. James sieht mich an, und in seinen Augen sehe ich unz?hlige Gefühle, die den Impuls in mir ausl?sen, nach ihm zu greifen, ihn zu umarmen und festzuhalten.
?Ich wollte nur sagen, dass es …?
?Bitte nicht?, unterbreche ich ihn flehend und schüttle den Kopf.
Er bei?t die Z?hne so fest zusammen, dass ein Muskel in seinem Kiefer zu zucken beginnt. Wir sehen uns einen Moment lang an, und zwischen uns sind so viele unausgesprochene Worte.