Save You (Maxton Hall, #2)(59)
?Jetzt komm mal runter, Wren?, geht Kesh dazwischen, aber Wren schiebt ihn aus dem Weg und macht einen wütenden Schritt auf mich zu.
?Du tust so, als w?re Ruby ein Heilmittel für dein ach so schlimmes Leben. So was wie eine Heilige. Aber das ist sie nicht?, zischt er.
Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. ?Ich verstehe, dass du wütend bist. Ich war ein beschissener Freund, und das tut mir leid – aber halt Ruby da raus. Du kennst sie nicht.?
Wren schüttelt abf?llig den Kopf. ?Ich kenne Ruby sogar ziemlich gut. H?ttest du mir in der letzten Zeit l?nger als zwei Sekunden zugeh?rt, h?tte ich dir auch erz?hlt, wie gut ich sie kenne.?
Ich ?ffne den Mund, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.
Ich kenne diesen Tonfall. Und ich wei?, was er zu bedeuten hat.
Auch Wren scheint zu verstehen, dass er gerade zu viel gesagt hat. Er bei?t die Z?hne so fest zusammen, dass seine Kieferknochen hervortreten.
?Was sagst du da??
?Das ist vielleicht nicht der richtige Ort für ein solches Gespr?ch?, murmelt Alistair, doch ich schüttle den Kopf.
?Wovon hast du gerade geredet??, hake ich weiter nach.
Wren z?gert, aber mein Blick ist unnachgiebig. Nach ein paar Sekunden r?uspert er sich. ?Ruby und ich hatten auf einer Back-to-School-Party mal was miteinander.?
Mein Herz beginnt zu rasen, mein Hals ist wie zugeschnürt.
?Na, das ist ja mal eine überraschung?, sagt Cyril und klingt dabei fast erfreut. ?Ruby hat dir die gesamte Zeit über verheimlicht, dass sie mit deinem besten Freund rumgemacht hat.?
?Halt die Fresse, Cy?, knurre ich.
?Anscheinend ist sie doch nicht nur das liebe M?dchen von nebenan?, f?hrt er unbeirrt fort. ?Vielleicht h?rst du jetzt endlich mal auf, sie so zu idealisieren.?
?Noch ein Wort, Cy, und ich schw?re –?
?Er hat recht?, unterbricht mich Wren. ?W?rst du ihr genauso wichtig wie sie dir, h?tte sie dir l?ngst davon erz?hlt.?
Ich fahre zu ihm rum und packe ihn fest an seinem Revers. Er wehrt sich nicht gegen meinen Griff, sondern sieht mich nur aus dunklen Augen an.
?Du wei?t, dass ich die Wahrheit sage. Sonst würdest du nicht so ausrasten.?
Seine Worte wiederholen sich in meinem Kopf, mein Atem geht abgehackt. Jeden Moment rei?t der Stoff von Wrens Anzug, so fest umklammere ich ihn.
Ich habe wirklich nur an Ruby gedacht. Die ganze Zeit über habe ich versucht, sie zurückzugewinnen, und alles andere um mich herum vernachl?ssigt. Nicht nur Lydia – sondern auch meine Freunde. Und wofür?
Wofür, verdammt?
?Was macht ihr denn da??, erklingt ein energisches Flüstern neben uns.
Ruby.
Ich drehe den Kopf zu ihr und spüre einen schmerzhaften Stich in der Brust. Ich bin v?llig überfordert mit der Situation. Nur am Rande nehme ich wahr, dass hinter Ruby einige Gala-Besucher stehen, die das Geschehen mit bestürzten Mienen verfolgen.
Ruby stellt sich direkt neben uns. ?Was macht ihr da??, flüstert sie eindringlich und sieht von mir zu Wren und zurück.
?James hat gerade von unserem kleinen Geheimnis erfahren, Ruby.?
Jegliche Farbe weicht aus Rubys Gesicht.
Kurz überkommt mich der Wunsch, Wren eine reinzuhauen. Doch dann habe ich die geballte Faust meines Vaters vor Augen. Ich rei?e die H?nde von Wren los. Ich halte es keine Sekunde l?nger in dieser Halle aus.
?James …?, flüstert Ruby.
Ich schüttle nur den Kopf, drehe mich um und gehe.
20
Ember
Ich bin ein bisschen entt?uscht.
Ruby hat immer ein solches Geheimnis um diese Partys gemacht, dass ich mich auf alles M?gliche vorbereitet habe – nur nicht darauf, den Gro?teil des Abends allein herumzustehen und mich tierisch zu langweilen. W?hrend Ruby von einer Ecke des Raums in die andere rennt und wer wei? was mit wer wei? wem bespricht, habe ich es genau zweimal geschafft, jemanden in ein Gespr?ch mit mir zu verwickeln. Eine Person war die Tochter eines Unternehmers, dem eine eigene Café-Kette geh?rt. Ihr Kleid hat mich so fasziniert, dass ich sie nach dem Designer fragen und ein Bild von ihr machen musste. Die andere Person war die Schülersprecherin von Maxton Hall, die eine tolle Er?ffnungsrede gehalten hat, zu der ich ihr gratulieren wollte. Allerdings schien sie meine Meinung herzlich wenig zu interessieren, denn w?hrend unseres Gespr?chs zuckte ihr Blick die gesamte Zeit zu den Leuten, die um uns herumstanden, als würde sie nach jemand Wichtigerem suchen, mit dem sie sich unterhalten k?nnte.
Kieran weicht den gesamten Abend kaum von meiner Seite. Ruby hat ihn dazu verdonnert, auf mich aufzupassen, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Er ist nett und aufmerksam, aber irgendwann haben wir alle Small-Talk-Themen ausgereizt und starren beide stumm auf die Bühne oder in unsere Gl?ser. Er tut mir ein bisschen leid. Bestimmt hat er auch Besseres zu tun, als die kleine Schwester seiner Teamleiterin zu babysitten.
W?hrend auf der Bühne die letzte Laudatorin ein flammendes Pl?doyer für mehr N?chstenliebe h?lt, sehe ich mich zum wiederholten Mal unauff?llig nach Wren um. Er ist der Einzige von all den Leuten hier, der mich an diesem Abend ehrlich interessiert angesehen hat. Und das Interesse beruht auf Gegenseitigkeit. Irgendetwas an ihm hat mich fasziniert, und ich h?tte gern die Chance bekommen, mich l?nger mit ihm zu unterhalten und mehr über ihn zu erfahren.
Der Applaus des Publikums rei?t mich aus meinen Gedanken. Die Laudatorin bedankt sich und verl?sst schlie?lich die Bühne. Ruby steht bereits am Fu? der kleinen Treppe und nimmt sie in Empfang. Ich stutze, als ich in ihr Gesicht sehe – irgendetwas ist anders. Das Strahlen erreicht ihre Augen nicht und wirkt unecht auf mich. Wenn ich darüber nachdenke, habe ich sie in der letzten Stunde kein einziges Mal gesehen. Ob irgendetwas passiert ist? Mit der Gala kann es nichts zu tun haben, hier drin l?uft alles wie nach Drehbuch. Ich überlege gerade, ob ich zu ihr gehen soll, als sie und die Laudatorin gemeinsam in einem Nebenraum verschwinden.