Save You (Maxton Hall, #2)(74)



Ich bemerke, wie Lin erst mich, dann ihn und danach wieder mich ansieht, aber ich wei? nicht, was ich tun kann, um diesen Moment zwischen uns weniger merkwürdig zu machen.

Zum Glück kommen in diesem Moment auch Camille und Doug durch die Tür, die ebenfalls über die ver?nderte Sitzordnung stutzen. Der Letzte, der in den Raum spaziert, ist James. Er hebt eine Augenbraue und blickt sich um, dann geht er einmal quer durch den Stuhlkreis und l?sst sich mit einem schiefen L?cheln auf den Stuhl gegenüber von meinem fallen.

Neben mir r?uspert sich Lin. ?Für heute haben Ruby und ich uns eine kleine überraschung überlegt?, sagt sie. ?Bestimmt kennt das jeder von euch – irgendwann im Schuljahr gibt es diesen Durchh?nger, bei dem einem pl?tzlich alles total schwerf?llt.? Murmelnde Zustimmung geht durch die kleine Runde. ?Ich habe das Gefühl, dass wir uns momentan kurz vor diesem Punkt befinden, vor allem nach dem Chaos der letzten Woche. Leider k?nnen wir uns keine richtige Pause erlauben, weil der Frühjahrsball quasi schon vor der Tür steht.?

?Trotzdem dachten wir, dass wir das Meeting heute etwas anders abhalten k?nnten?, füge ich hinzu. ?Ihr habt alle so hart geschuftet, und die Charity-Gala war ein Riesenerfolg. Ich finde, wir haben es alle verdient, es heute mal etwas langsamer anzugehen.?

Lin beugt sich runter und zieht unter ihrem Stuhl eine gro?e Tasche hervor. Sie ?ffnet sie und bringt zwei gro?e Thermoskannen und mehrere Becher zum Vorschein. ?Wir dachten, wir halten unser Meeting heute mal bei Kaffee, Tee und Kuchen ab.?

?Ohhh?, macht Camille, und Jessalyn neben ihr jubelt. ?Wie cool seid ihr denn??

W?hrend Lin die Getr?nke verteilt, stehe ich auf, um die Pappschachteln zu holen, die ich in der Ecke des Raumes unter Lins und meinen Jacken versteckt habe. ?Ich habe Muffins aus der B?ckerei meiner Mum mitgebracht?, verkünde ich.

Als ich sie in der Mitte unseres kleinen Stuhlkreises abstelle und den Deckel hebe, beugt Jessa sich sofort über die Schachtel. ?Mhh. Die riechen herrlich.?

?Bedient euch.?

W?hrend die anderen zugreifen, beugt James sich ein Stück zu mir. ?Die hattest du aber heute Morgen noch nicht dabei.?

?Meine Mum hat sie in der Mittagspause hergefahren?, sage ich mit einem L?cheln. ?Sie sind noch ganz frisch.?

?Das sind die k?stlichsten Muffins, die ich seit Langem probiert habe?, sagt Camille, und neben ihr nickt Doug zustimmend.

?Wo ist diese B?ckerei??, fragt sie weiter. ?Meine Mum sucht seit Wochen nach jemandem, der den Kuchen für ihren Geburtstag machen kann. Vielleicht sollte sie sich da mal umsehen.?

?In Gormsey?, antworte ich. ?Sie ist ziemlich klein, aber alles, was sie dort herstellen, ist einfach nur lecker und mit viel Liebe gemacht. Ich gebe dir gern die Karte.?

?Das w?re gro?artig?, sagt Camille, und ich bin überrascht, wie ehrlich ihre Worte klingen. Schon w?hrend der letzten Meetings habe ich festgestellt, dass sich irgendetwas an ihr ver?ndert hat. Sie hat sich mehr eingebracht als sonst und nicht l?nger den Eindruck vermittelt, als würde sie alles und jeden in diesem Raum unertr?glich finden. Ich frage mich, was der Ausl?ser dafür war.

?Das war wirklich eine tolle Idee von euch?, sagt Jessa. ?Letzte Woche war einfach nur stressig. Abgesehen von dem ganzen organisatorischen Kram für die Gala hatte ich auch noch ein Referat in Englisch.?

?Und wie lief es??, fragt Lin.

?Ich hab es total vermasselt. Zwischendrin habe ich so den Faden verloren, dass irgendwann nichts mehr Sinn ergeben hat.?

?Ich kenne das?, sagt Kieran. ?Ich hatte letztens auch einen totalen Blackout. Mein Kopf war wie leer gefegt.?

?Worüber ging dein Referat??

?über den Kalten Krieg.? Kieran verzieht die Mundwinkel missmutig. ?Und deins??

?Ein Sommernachtstraum von Shakespeare.?

?Du Arme?, sagt Camille. ?Ich hasse Shakespeare.?

Jessa zuckt mit den Schultern. ?Das Stück war nicht so schlecht, fand ich. übrigens habe ich mir auch den Film angeschaut und dabei gedacht, dass das eigentlich ein total gutes Motto für den Frühjahrsball w?re.?

Ich halte mit dem Muffin vor meinem Mund inne. ?Das w?re wirklich ein tolles Motto?, sage ich langsam und drehe den Kopf zu Lin.

?Ja …? Sie sieht aus, als würde sie nachdenken. ?Wir haben uns für die Halloween-Feier im Oktober mehrere Angebote von Dekorationsfirmen eingeholt. Eine hatte so eine Art Zauberwald im Angebot. Mit unechten B?umen und Lichtstrahlern, einer Nebelmaschine und so weiter.?

?Waren das die mit der Holzschaukel, auf der man sich fotografieren lassen kann??

?Ja, genau.?

?Das k?nnte ich mir richtig gut vorstellen?, sagt Jessa, w?hrend Camille seufzt.

?Das klingt wirklich sch?n. Was w?re der Dresscode??

?Es k?nnten sich alle als Elfen verkleiden?, kommt es augenblicklich von Doug.

Eine Sekunde lang halten wir inne und starren ihn an. Wer h?tte gedacht, dass der schweigsame Doug eine Vorliebe für das Feenvolk hegt?

?Ja?, sage ich, füge aber schnell hinzu: ?Oder vielleicht einfach Kleider mit floralem Muster für die Frauen und Black-Tie mit pastellfarbenen Hemden für die M?nner??

Jessa nickt. ?Perfekt.?

Lin und ich wechseln einen Blick. Haben wir gerade durch Zufall das Motto für unsere n?chste Veranstaltung festgelegt?

?Wie sieht denn unser Budget aus??, fragt Kieran mit leicht gerunzelter Stirn. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag sieht er mich direkt an. ?Das klingt ganz sch?n teuer.?

?Das stimmt, aber wir mussten bei der Charity-Gala die Dekorationsfirma nicht bezahlen.?

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