Save You (Maxton Hall, #2)(78)



Mein Atem stockt, und ich muss schlucken.

?Das werde ich?, sage ich nach einem kurzen Moment. ?Versprochen.?

Nach zwanzig Minuten ist die Fahrt vorbei. W?hrend Percy den Wagen parkt, schaue ich aus dem Fenster und betrachte durch die abgedunkelte Scheibe des Autos die Fassade des Restaurants, vor dem wir zum Stehen gekommen sind. Die Strecke, die wir gefahren sind, hat auf jeden Fall in Richtung Pemwick geführt. Trotzdem kommt mir die Umgebung nicht bekannt vor.

Percy ?ffnet die Tür und hilft mir beim Aussteigen. Die Sonne geht gerade unter und taucht das graue Geb?ude vor mir in ein orangerotes Licht. Der verschlungene Schriftzug The Golden Cuisine leuchtet bereits, und als Percy auf den Eingang deutet, schl?gt mein Herz mit einem Mal ein bisschen schneller.

?Mr Beaufort wartet drinnen auf Sie. Viel Spa?, Ms Bell.?

Ich bedanke mich bei Percy, dann gehe ich nerv?s auf den Eingang zu. Als ich durch die Tür trete, wartet James bereits auf mich. Wie von selbst breitet sich ein L?cheln auf meinem Gesicht aus. Ich bin so erleichtert, dass es mir inzwischen wieder so mit ihm geht.

Er tr?gt ein schwarzes Hemd und einen blauen, grob karierten Beaufort-Anzug, der ihm wie angegossen passt. Auf der rechten Brusttasche kann ich das winzige Monogramm mit seinen Initialen erkennen.

James erwidert mein L?cheln z?gerlich und nimmt mich genauso in Augenschein wie ich ihn. Meine Kehle wird trocken, als sein Blick an meinem K?rper hinabgleitet.

?Du siehst sch?n aus?, raunt er.

Ich bekomme G?nsehaut. ?Danke. Du auch.?

Er bietet mir seinen Arm und führt mich dann weiter ins Innere des Restaurants. Es ist voll, und ich kann blo? einen einzigen freien Tisch erkennen. Automatisch gehe ich davon aus, dass er uns geh?rt, doch James geht durch eine Seitentür zu einer Treppe, die ins obere Stockwerk führt.

Als wir oben angekommen sind, stockt mir der Atem. Wir befinden uns in einem verglasten Wintergarten. In der Mitte des Raums steht ein Baum, an dessen ?sten bunt leuchtende Laternen baumeln. An der Decke und entlang der Fenster sind Lichterketten angebracht, die einen warmen Schein abgeben und dem Wintergarten eine magische Atmosph?re verleihen. Nur ein einziger der kleinen runden Tische ist gedeckt.

James führt mich zu unserem Tisch. Er benimmt sich wie ein Gentleman, zieht meinen Stuhl zurück und schiebt ihn unter meine Knie, sodass ich mich setzen kann.

W?hrend er gegenüber von mir Platz nimmt, werfe ich einen Blick durch die Fenster. Der Ausblick ist atemberaubend. Noch kann man die gro?en Felder rund um Pemwick sehen, doch ich bin mir sicher, dass die grüne Hügellandschaft innerhalb der n?chsten halben Stunde im Dunkeln liegen wird.

Ein Kellner erscheint wie aus dem Nichts und stellt eine Karaffe Wasser auf den Tisch, bevor er die Speisekarten vor uns legt. Ich bl?ttere sie durch und blicke immer mal wieder auf, um James anzusehen. Ich frage mich, ob ich so aufgeregt bin, weil das mein erstes offizielles Date mit einem Jungen ist – oder weil es James ist, der mir gegenübersitzt und mich über sein Glas hinweg anl?chelt.

Ich erwidere das L?cheln. ?Es ist wirklich sch?n hier.?

?Finde ich auch. Mum ist hier manchmal mit Lydia und mir essen gegangen. Ich verbinde viele sch?ne Erinnerungen mit diesem Wintergarten?, gibt er zurück.

Ich empfinde bei diesen Worten so viel Zuneigung zu James, dass mir ganz warm wird. Dass er diesen Ort mit mir teilen m?chte, berührt mich – gerade weil ich wei?, wie schwierig die Beziehung zu seiner Familie für ihn ist.

?Danke, dass du mich hierher eingeladen hast.?

über den Tisch hinweg greife ich nach seiner Hand und streichle sie sanft. James’ Blick verdunkelt sich.

?Ich m?chte dir zeigen, dass es nicht nur eine Bürde ist, Zeit mit mir zu verbringen. Sondern mehr sein kann.?

?James –?, fange ich an, doch da kommt der Kellner zurück an unseren Tisch und nimmt unsere Bestellungen auf. Ich entscheide mich für Gnocchi mit Ziegenk?se, w?hrend James gefüllte H?hnchenkeule w?hlt. Danach sind wir wieder allein, und ich überlege krampfhaft, wie ich an das Gespr?ch von eben anknüpfen kann. Manchmal wünsche ich mir, ich w?re so ein Small-Talk-Genie wie Ember. Ihr f?llt in jeder noch so aufgeladenen Situation ein Eisbrecher ein.

?Ich habe mir übrigens einen Account auf Goodreads erstellt?, sagt James unvermittelt.

Ich horche auf. ?Wirklich??

Er nickt. ?Ich will die Liste angehen. Die … die wir in Oxford gemacht haben.? Er r?uspert sich, und ich kann die Erinnerung an jene Nacht f?rmlich hinter seinen Augen aufflackern sehen. ?Die Bücher schienen mir ein guter erster Schritt zu sein.?

?Das finde ich so toll!?, platzt es aus mir raus. ?Was steht alles auf deiner Leseliste??

James’ Mundwinkel zucken verd?chtig. Dann holt er sein Handy raus und ?ffnet die App. Er tippt kurz darauf rum und blickt dann wieder auf.

?Okay, also: Ich habe Death Note gelesen?, sagt er.

?Habe ich gesehen?, bemerke ich. ?Und was sagst du??

?Es war genial. Nur eine Sache hat mich extrem gest?rt?, sagt er ernst.

?Ich glaube, ich wei? auch, was es ist?, erwidere ich.

?Das war einfach … Ich konnte es nicht fassen. Danach h?tte ich die Reihe fast abgebrochen.? James zuckt mit den Schultern. ?Aber du hattest schon recht mit dem, was du gesagt hast.?

Ich sehe ihn fragend an.

?Damit, dass einem ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung fehlt, wenn man es nicht gelesen hat.?

Ich stutze. ?Daran erinnerst du dich noch??

Er legt den Kopf schr?g. ?Natürlich erinnere ich mich noch daran. Ich erinnere mich an alles, Ruby.?

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