Save You (Maxton Hall, #2)(73)



?Hei?t das, du bist jetzt nicht mehr so unausstehlich drauf??, fragt Alistair mit Blick auf unsere verschlungenen H?nde.

James hebt die freie Hand und zeigt seinem Freund den Mittelfinger. Danach wendet er sich an mich. ?Wir sehen uns nachher.?

Es klingt mehr nach einer Frage als nach einer Aussage, also nicke ich.

?Bis sp?ter?, raunt er und streichelt mit dem Daumen einmal über meinen Handrücken. Die kleine Berührung jagt ein Kribbeln durch meinen gesamten K?rper.

?Bis sp?ter.?

Er l?sst meine Hand los und beginnt, in Richtung des Raums zu gehen, in dem er und seine Freunde gleich Unterricht haben. Cyril und Alistair folgen ihm, und ich sehe ihnen nach, bis James einen Blick über die Schulter wirft und mich anl?chelt. Ich sollte in mein eigenes Klassenzimmer gehen, doch ich bin wie festgefroren.

Wenn ich an unseren Anfang zurückdenke, kann ich nicht glauben, dass wir inzwischen hier angekommen sind: H?ndchen haltend in der Schule, vor allen Maxton-Hall-Schülern.

Doch es fühlt sich gut an.

Und nicht nur das: Es fühlt sich richtig an.

?Egal, wo ich heute hingekommen bin?, sagt Lin nachmittags und l?sst sich neben mich auf einen der Stühle fallen, die wir in der letzten Viertelstunde in einem kleinen Kreis aufgestellt haben. ?Es gab kein anderes Gespr?chsthema als dich und James.?

Ich werfe einen schnellen Blick zur Tür, aber sie ist nach wie vor geschlossen. Au?er uns ist niemand im Gruppenraum. ?Ehrlich??

Lin nickt. ?Ja. Als ich mir in der Pause einen Kaffee geholt habe, hat in der Mensa ungef?hr jeder darüber geredet.?

Bei ihren Worten verspüre ich einen leichten Anflug von Unbehagen, beschlie?e aber, mich davon nicht beunruhigen zu lassen. Dass ich meinen Tarnumhang endgültig vergessen kann, wenn ich H?ndchen haltend mit James Beaufort durch die Schule laufe, war mir klar. Seit Beginn des Schuljahres hat sich ohnehin so viel ver?ndert, dass es mir mittlerweile egal ist, ob die Leute mich kennen oder über mich reden. Zumindest fast.

?Ich platze übrigens vor Neugier?, fügt Lin hinzu.

?Es tut mir leid, dass ich dir nichts erz?hlt habe?, sage ich. ?Aber ich wei? selbst noch nicht so richtig, was eigentlich passiert ist. Er ist gestern zu mir nach Hause gekommen, und ….? Ich erlaube mir ein kleines L?cheln. ?Es war toll.?

?Habt ihr miteinander geredet? über alles??

Ich nicke. ?Ja. Es war echt schwer. Und ich glaube auch nicht, dass wir so tun k?nnen, als w?re nichts passiert. Aber …? Ich atme langsam ein und wieder aus. ?Ich habe trotzdem irgendwie Hoffnung, dass wir das das hinbekommen.?

Zwischen mir und James ist noch l?ngst nicht alles wieder in Ordnung. Dafür ist zu viel vorgefallen, und dafür habe ich noch immer zu viel Angst, er k?nnte mich erneut verletzen. Doch gestern habe ich mich einfach nur glücklich gefühlt – und an diesem Gefühl m?chte ich festhalten, solange es geht.

Lin seufzt. ?Das klingt gut. Ich freue mich ehrlich für dich, Ruby.?

Ihr wehmütiger Tonfall l?sst mich stutzen. Dann erinnere ich mich daran, dass Lin am Freitagabend mit den anderen ins Pub gegangen ist, um Cyril zur Rede zu stellen. Augenblicklich habe ich ein schlechtes Gewissen. Dadurch, dass bei mir so viel los war, habe ich v?llig vergessen, sie am Samstag danach zu fragen.

?Gibt es denn bei dir Neuigkeiten??, frage ich vorsichtig.

Lin presst die Lippen zusammen. Einen Moment lang sieht es so aus, als würde sie das Thema abblocken wollen, doch dann atmet sie schlie?lich ruckartig aus. ?Ja. Es gibt die Neuigkeit, dass ich mich ab sofort nur noch auf Oxford konzentrieren werde.?

Ich sehe sie mitfühlend an. ?Was ist passiert??

Sie zuckt mit den Schultern. ?Cyril hat mir den Laufpass gegeben.?

Ich atme scharf ein. ?Schei?e.?

?Es ist genau, wie ich vermutet habe. Er ist in Lydia verliebt?, f?hrt sie leise fort. ?Und er macht sich jetzt wieder Hoffnungen bei ihr.?

?Das hat er gesagt??, frage ich fassungslos.

Sie nickt langsam. ?Ziemlich deutlich, ja.?

?Das tut mir so leid, Lin. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann …?

?Nein, aber danke. Ich glaube, es ist gut, dass er mir das jetzt endlich gesagt hat. Andernfalls w?re ich ihm wahrscheinlich noch bis Oxford hinterhergelaufen, und das h?tte mir den Start dort ruiniert. Ich habe einfach zu viel in die Sache reininterpretiert.?

Ich lege zaghaft eine Hand auf ihren Rücken.

?Es ist alles gut. Wirklich. Ich bin irgendwie einfach nur erleichtert, dass ich diese Ungewissheit endlich los bin.?

Ich betrachte sie noch einen Moment lang unschlüssig, dann streiche ich kurz über ihren Rücken und lasse sie wieder los. ?Wir sollten am Freitag einen M?delsabend machen, was meinst du??

Lin wirkt unentschlossen, ringt sich aber zu einem L?cheln durch. ?Ich sage dir noch mal Bescheid, ja??

Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander und betrachten die Tische, die wir an die hintere Wand des Raums geschoben haben, um Platz für unsere Sitzrunde zu haben.

?Glaubst du, die anderen werden sich freuen??, fragt Lin schlie?lich, und ihr Ton klingt bemüht fr?hlich.

?Bestimmt?, sage ich. ?Wir k?nnen nach der Hektik vom Freitag alle mal einen Tag zum Durchatmen brauchen, glaube ich.?

Gerade als Lin etwas erwidern will, geht die Tür auf, und Jessalyn und Kieran betreten den Raum.

?Was ist denn hier los??, fragt Jessalyn irritiert und sieht sich um.

Kieran hingegen murmelt nur ?Hi? und setzt sich schnell auf einen der Stühle. Ich frage mich, ob ich mir das nur einbilde oder ob er heute wirklich noch blasser ist als sonst. Er vermeidet es, mich anzusehen, und wühlt konzentriert in seiner Tasche.

Mona Kasten's Books