Save You (Maxton Hall, #2)(72)



Mit einem Krachen f?llt der Turm in sich zusammen. Ember springt mit einem triumphierenden Schrei auf und zeigt mit dem Finger auf ihre Mutter. ?Ha!?

?James hat Mum dazu gebracht zu verlieren?, ruft Ruby und klatscht in die H?nde.

Auch Mr Bell lacht leise und sieht seine Frau voller Belustigung an.

?Ich glaube, das werden wir jetzt noch mal prüfen müssen?, sagt Helen und sieht mich an. Dann nickt sie in Richtung der zusammengestürzten Holzbl?cke. ?Hilf mir beim Aufbau, James.?

Diese Familie fasziniert mich. Ihre Begeisterung ist ansteckend und sorgt dafür, dass ich mich so unbeschwert fühle wie schon lange nicht mehr.

?Gern, Helen?, antworte ich viel zu sp?t und erhebe mich, um den Turm wiederaufzubauen. Block für Block, Stück für Stück. Genau wie das mit Ruby und mir. Und alles andere.





23


Ruby

Noch nie war ich vor einem Montag so aufgeregt wie heute. Die Fahrt im Schulbus kommt mir doppelt so lang vor als sonst, und obwohl ich sie normalerweise genie?e, bin ich an diesem Morgen viel zu hibbelig dafür. W?hrend wir die letzten Meter zur Schule zurücklegen und der Bus schlie?lich zum Stehen kommt, ermahne ich mich selbst dazu, mich zusammenzurei?en.

Das ist ein ganz normaler Schultag.

Alles ist wie immer.

Schalt gef?lligst einen Gang runter, Puls.

Ich bin die Letzte, die den Bus verl?sst. Und als ich die Treppe hinabsteige, sehe ich ihn.

James lehnt an dem Zaun am Sportplatz, direkt gegenüber der Haltestelle. Das L?cheln, mit dem er mich ansieht, wirkt beinahe schüchtern, auch wenn an seiner Haltung nichts diesen Eindruck vermittelt. Ich erinnere mich an den Morgen vor mehr als drei Monaten, an dem er mich ebenfalls so überrascht hat. Damals waren wir auf einer Party bei Cyril gewesen, und er hatte mich von unseren neugierigen Mitschülern abschotten wollen, damit sie mir nicht zu viele dumme Fragen stellen.

Dieses Mal wartet er nicht, bis ich bei ihm bin, sondern kommt mir entgegen. Sein L?cheln verrutscht nicht – im Gegenteil. Schon gestern Abend ist mir aufgefallen, wie oft und echt er gel?chelt hat, als er mit meiner Familie gespielt hat. Ich kann kaum glauben, dass das hier derselbe Junge ist, der im Dezember weinend in meinen Armen gelegen hat. Es tut gut, ihn so zu sehen.

?Hi?, begrü?e ich ihn und drücke meinen Pony glatt. Es ist windig, und ich befürchte, meine Haare stehen in alle Richtungen ab. James sieht mich trotzdem an, als w?re ich das Beste, was ihm jemals passiert ist.

?Guten Morgen.? Er hebt die Hand und streicht mir eine der verirrten Str?hnen hinters Ohr. Er steht so dicht bei mir, dass ich seinen Geruch wahrnehmen kann. So vertraut. Warm. Ein bisschen wie Honig. Irgendwann muss ich ihn unbedingt fragen, welches Parfum er benutzt.

?Wollen wir??, fragt er mit einem Nicken in Richtung Haupteingang.

Mein Herz macht einen Satz. Das alles fühlt sich aufregend und neu an – dabei hat er mich schon mal abgeholt und bis zum Klassenraum gebracht.

?Ja?, sage ich und überlege kurz, ob ich nach seiner Hand greifen kann. Keine Ahnung, ob wir schon so weit sind. Ob ich das darf – und wie das vielleicht auf die anderen wirkt. James nimmt mir die Entscheidung ab und umschlie?t meine Hand mit seiner. Ein Kribbeln breitet sich von meinen Fingern in meinem ganzen K?rper aus.

?Ist das okay??, fragt er.

?Mehr als okay?, gebe ich zurück und drücke seine Hand.

Dann gehen wir zusammen in Richtung Boyd Hall. Auf dem Weg dorthin kommen mir kaum Leute entgegen, die ich kenne – aber alle kennen James. Und jeder von ihnen scheint sich für die Tatsache zu interessieren, dass er meine Hand h?lt. Ich h?re ein paar von ihnen tuscheln, einige K?pfe drehen sich im Vorbeigehen in unsere Richtung. Einen Moment lang bin ich verunsichert und spüre ein flaues Gefühl im Magen. Ich werfe James einen Seitenblick zu – und das Gefühl verblasst ein bisschen.

Denn James sieht aus, als w?re es das Normalste der Welt, H?ndchen haltend mit mir über den Schulhof zu gehen.

?Ich m?chte dich übrigens auf ein Date einladen?, raunt er mir zu, kurz bevor wir die Boyd Hall betreten.

Ich unterdrücke das L?cheln, das sich auf meinem Gesicht ausbreiten m?chte. Gespielt unbeeindruckt hebe ich eine Augenbraue. ?Ach ja??

James nickt. ?Mhm. N?chsten Samstag. Wenn du Zeit hast.?

Ich tue so, als müsste ich überlegen, und James f?ngt an zu schmunzeln. ?Du spannst mich auf die Folter, Ruby Bell.?

Jetzt lasse ich das L?cheln zu.

?Ich würde sehr gerne mit dir ausgehen, James Beaufort?, sage ich und sehe ihm dabei in die Augen, damit er wei?, wie ernst ich das meine, was ich sage.

W?hrend wir durch die Eingangstür der Halle gehen, flüstert er mir zu: ?Ich hatte gehofft, dass du das sagst.?

Nach dem Assembly bringt James mich zu meinem Klassenzimmer. Wir erreichen die Tür in dem Moment, in dem Alistair, Cyril und Wren hinter uns den Flur betreten. Wren wirft einen Blick auf unsere verschlungenen H?nde, macht kehrt und verschwindet in einem der R?ume. Ich merke, wie James sich versteift, und will automatisch seine Hand loslassen, aber er h?lt meine weiter fest.

?Morgen, ihr zwei?, sagt Alistair und schenkt mir ein minimales L?cheln.

Von Cyril bekomme ich ein knappes Nicken. Ich nicke genauso knapp zurück. Ich habe nicht vergessen, was er im Dezember zu mir gesagt hat und wie sehr mich seine Worte verletzt haben. Wenn James mit ihm befreundet ist, ist das seine Sache. Aber das bedeutet nicht, dass ich ihn m?gen muss.

?Morgen?, gibt James zurück, sein Tonfall ruhig und ohne jegliche Emotion.

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