Save You (Maxton Hall, #2)(49)



?Ember?, seufze ich und hole Luft, um meine automatische Antwort von mir zu geben. Dann halte ich inne.

In den letzten Wochen war Ember Tag und Nacht für mich da. Sie hat sich um mich gekümmert und kein Wort zu Mum und Dad darüber verloren, was mit James geschehen ist – ganz gleich, wie hartn?ckig sie nachgebohrt haben.

Ich wei?, wie sehr Ember sich wünscht, einmal auf eine unserer Partys zu gehen. Und wenn ich genauer darüber nachdenke, ist die Charity-Gala wahrscheinlich sogar ein besserer Anlass als alle anderen Partys, die in Maxton Hall gefeiert werden. Es ist die eine Veranstaltung im Jahr, bei der sich die Schüler ohne Ausnahme von ihrer besten Seite zeigen. Zu viele gro?e Namen und einflussreiche Personen sind anwesend, als dass es sich jemand erlauben würde, negativ aufzufallen. Deshalb ist die Stimmung gediegen und die Chance, dass etwas passieren k?nnte, relativ gering.

Ember beobachtet mich aufmerksam. Sie ist vollkommen regungslos, als würde sie es nicht wagen, auch nur einen Muskel zu bewegen, aus Angst, dadurch eine negative Antwort zu provozieren.

?Ich nehme dich mit?, sage ich schlie?lich.

Embers Augen werden gro?. ?Meinst du das ernst??, fragt sie ungl?ubig.

Ich atme tief durch. Es sind unsere letzten gemeinsamen Monate, und ich m?chte sie so sch?n wie m?glich mit ihr verbringen. Bald würden wir einander nicht mehr t?glich sehen, und auch wenn ich mich riesig über Oxford freue, macht der Gedanke mir Angst.

?Es wird ein paar Bedingungen geben?, setze ich mit fester Stimme hinterher, weil ich will, dass Ember wei?, dass ich es ernst meine. Sie macht eine Handgeste, dass ich fortfahren soll. ?Du wirst den Abend über bei mir bleiben. Und du unterh?ltst dich nur mit Leuten, die ich kenne und vorher absegne. Ich m?chte wirklich nicht, dass du an jemand Komisches ger?tst. Einverstanden??

Ember f?llt mir so heftig um den Hals, dass ich beinahe vom Stuhl rutsche und mich an ihrem Schreibtisch festklammern muss.

?Du bist die Beste! Ich werde dir keine Sekunde von der Seite weichen?, ruft sie. Ich erwidere ihre Umarmung und schlie?e einen Moment lang die Augen. Ein Anflug von Sorge überkommt mich, und ich frage mich, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Schlie?lich wei? ich am besten, was auf diesen Partys passieren kann. Andererseits wird Ember bald siebzehn. Sie ist schlau und selbstbewusst und wei?, was sie will. Wahrscheinlich muss ich einfach mehr Vertrauen in sie haben.

Ich bin überzeugt, dass ich mich richtig entschieden habe, als Ember sich von mir l?st und mich mit leuchtenden Augen anstrahlt. ?Das hei?t, wir k?nnen jetzt offiziell Kleider shoppen. Und ich habe sogar einen Anlass, für den ich es tragen k?nnte! Au?erdem wird das der beste Blogeintrag aller Zeiten. Ich bin so aufgeregt!?

Ich erwidere ihr L?cheln und spüre, wie ihre Aufregung und ehrliche Freude auf mich überschwappen. Es ist das erste Mal seit Langem, dass ich mich so unbeschwert fühle. ?Ich freue mich, wenn du dich freust.?

Bei meinen Worten verblasst das L?cheln meiner Schwester pl?tzlich.

?Was denn??, hake ich nach.

Ember weicht meinem Blick aus. Sie beginnt, Seiten in ihrem Internet-Browser aufzurufen, scheint aber nicht wirklich zu wissen, was sie eigentlich tut. ?Es ist nicht so wichtig. Ich kann nur nicht glauben, dass das tats?chlich unsere letzten gemeinsamen Monate sind.?

?Nur weil ich ausziehe, bedeutet das ja nicht gleich, dass wir uns gar nicht mehr sehen werden, Ember?, sage ich sanft.

Ember starrt weiter auf den Bildschirm ihres Laptops. ?Doch, und das wei?t du auch.?

Energisch schüttle ich den Kopf. ?Die Dinge werden sich ein bisschen ver?ndern, aber das hei?t nicht, dass wir uns überhaupt nicht mehr sehen. Ich werde jedes Wochenende nach Hause kommen, und ich werde auch weiterhin mit dir an deinem Blog arbeiten. Wir werden telefonieren und skypen, und ich werde dir peinliche Bilder von meinem Mittagessen schicken und dir berichten, welche Bücher ich gerade lese, und …?

Sie unterbricht mich mit einem Lachen. ?Du musst es mir versprechen, Ruby?, sagt sie gleich darauf ernsthaft.

Ich lege einen Arm um die Schulter meiner kleinen Schwester und ziehe sie an meine Seite. ?Versprochen.?

James

Die Woche vor der Gala ist eine der stressigsten in meinem Leben.

Ich muss immer noch den ganzen Schulstoff aufholen, den Lydia und ich vor Weihnachten verpasst haben, au?erdem gibt es für die Feier noch so viel vorzubereiten, dass ich irgendwann nicht mehr wei?, wo mir der Kopf steht. Ruby und Camille beschlie?en montags, die Glühbirnen in der Boyd Hall durch welche zu ersetzen, die ein gedimmtes Licht abgeben und somit eine stimmungsvolle Atmosph?re schaffen. Also muss ich Glühbirnen besorgen. Dienstags entscheidet der Pianist, dass er für l?cherlich wenig Musik pl?tzlich einen viel h?heren Lohn haben will. Also muss ich gemeinsam mit Kieran zu ihm fahren und ihn runterhandeln. Auf der Fahrt überredet mich Kieran dazu, mir am Mittwoch die Proben des Schulchors anzuh?ren und deren Songliste zu checken, weil Ruby keine Zeit hat und Lin die Feinheiten klassischer Musik nicht versteht (seine Worte). Der H?hepunkt ist allerdings am Donnerstag, als das Team zusammengerufen wird, um das Silberbesteck zu polieren (nicht meine Lieblingsaufgabe) und Servietten zu Bischofsmützen zu falten (purer Hass). Ich habe mich immer für einen sehr fingerfertigen Menschen gehalten – anscheinend aber nicht, wenn es darum geht, Anleitungen zum Serviettenfalten zu befolgen.

Die Jungs gucken mich schr?g an, wenn ich v?llig fertig zum Lacrosse-Training komme oder es sogar ganz ausfallen lassen muss, stellen aber keine Fragen. Ich wüsste auch nicht, wie ich erkl?ren soll, was gerade bei mir los ist.

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