Save You (Maxton Hall, #2)(50)



Es fühlt sich an, als würde ich mich an einen Strohhalm klammern und mich weigern loszulassen. Ruby hat mir auf der Rückfahrt zur Schule zwar deutlich gemacht, dass sie noch nicht bereit für das ist, was ich zu sagen habe. Und das respektiere ich auch. Aber dieser Moment in der Fotobooth – als wir uns so nahe waren, Rubys Lippen nur ein paar Zentimeter von meinem Kiefer entfernt, und ich ihren stockenden Atem auf meiner Haut spüren konnte … In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich nicht umsonst k?mpfe.

Und solange auch nur ein Funke Hoffnung für uns existiert, werde ich nicht aufgeben. Ich war noch nie ein sonderlich geduldiger Mensch, aber wenn es um Ruby geht, habe ich alle Zeit der Welt – oder werde sie mir nehmen. Ruby ist es wert.

Nichtsdestotrotz atme ich durch, als ich am Freitag meine Sportsachen anziehen und endlich wieder aufs Feld gehen kann. Der Zirkelkurs, den der Coach uns durchlaufen l?sst, ist hart, aber die k?rperliche Anstrengung tut gut und lenkt mich ab. Gerade müssen wir uns gegenseitig Huckepack über den Sportplatz tragen. Alistair ist zwar ziemlich stark, versagt aber nach zehn Minuten unter meinem Gewicht, und wir gehen beide zu Boden.

?Verdammt?, knurre ich und rolle mich auf den Rücken. Obwohl mittlerweile Februar und der Frühlingsbeginn in greifbarer N?he ist, ist es immer noch arschkalt drau?en und der Boden verflucht hart. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir gerade beide Knie aufgeschlagen habe.

?Weitermachen!?, bellt Coach Freeman und bl?st kr?ftig in seine Trillerpfeife.

?Und weiter geht’s?, sagt Alistair und klatscht in die H?nde.

Er positioniert sich wieder vor mir, w?hrend Kesh und Wren zu zweit an uns vorbeihechten.

?Ich bin dran?, gebe ich zurück und deute auf meinen Rücken. Alistair verdreht die Augen, kommt meiner Aufforderung aber nach und springt auf. Im n?chsten Moment sprinte ich los, vorbei an meinen Mannschaftskameraden, so schnell ich kann, bis jeder Muskel in meinem K?rper brennt und der Abstand zu Kesh und Wren immer geringer wird.

Als wir auf gleicher H?he sind, st?hnt Wren auf. ?Nicht schon wieder!? Er schl?gt Kesh in die Seite, damit er schneller wird. ?Hau rein, Mann.?

Mit verbissenem Gesichtsausdruck legt Kesh an Tempo zu, und ich ziehe unter einem Ruf von Alistair nach. Dadurch, dass ich ein Training in der Woche verpasse, stehe ich ohnehin unter Beobachtung. Nicht nur von meinen Freunden, sondern auch von Coach Freeman. Ich kann es mir nicht erlauben, jetzt nachzulassen, auch wenn meine Brust bei jedem Atemzug brennt wie die H?lle.

Am Ende kommen Kesh und ich beinahe gleichzeitig an. Ich bin so au?er Atem, dass ich es nur mühsam schaffe, mich nicht auf alle viere fallen zu lassen. Kesh h?lt mir die Faust hin, und ich schlage ihn ab, w?hrend Wren mich schubst. ?Du bist ein Biest. Wie hast du so schnell aufgeholt, Beaufort??

Ich zucke mit den Schultern, noch immer viel zu fertig, um auch nur ein Wort herauszubringen.

?Ihr habt heute richtig gut mitgezogen, Jungs!?, ruft Coach Freeman und klatscht mehrmals in die H?nde. Er l?sst seinen Blick über jeden Einzelnen von uns streifen, dann breitet sich ein L?cheln auf seinen Lippen aus. ?Zur Feier des Tages lasse ich eine Runde springen.?

Wir jubeln. Zwar nimmt der Coach uns beim Zirkeltraining hart ran, aber das kommt nur zweimal im Term vor, und in den meisten F?llen l?dt er uns danach in ein Pub in der N?he der Schule ein und versorgt uns mit Burgern und Pommes – was uns jedes Mal vergessen l?sst, wie sehr er uns die Stunden davor hat leiden lassen.

?Was will Lexington denn hier??, fragt Cyril unvermittelt, den Blick auf den Eingang des Sportplatzes geheftet.

Die gesamte Mannschaft dreht sich um. Ich glaube, ich habe Rektor Lexington noch nie auf dem Trainingsplatz gesehen.

?Habt ihr schon wieder irgendeinen Schei? gemacht??, h?re ich jemanden hinter mir sagen, als der Coach auf Lexington zugeht und sich kurz mit ihm unterh?lt. Natürlich ist die Frage an mich und meine Jungs gerichtet, aber keiner von uns antwortet. Stattdessen überschlagen sich meine Gedanken. Irgendetwas muss passiert sein, wenn der Rektor zu uns kommt. Ich frage mich nur, was.

Wenig sp?ter joggt Coach Freeman zu uns zurück und klatscht in die H?nde. ?Plan?nderung, Jungs! Geht in die Boyd Hall. Das Veranstaltungskomitee braucht Hilfe beim Aufbau für die Gala morgen Abend.?

Ich erstarre. Es ist achtzehn Uhr. Die Dekorationsfirma sollte mit dem Aufbau l?ngst fertig sein.

Ein ver?rgertes Murmeln geht durch die Runde, und Coach Freemans Blick verdunkelt sich. ?Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Ab in die Boyd Hall, sofort.?





18


Ruby

Ich glaube, Lin und ich haben noch nie so kurz vor einem Nervenzusammenbruch gestanden wie heute. Wie mit James und den anderen besprochen, sind wir um sechzehn Uhr in die Boyd Hall gegangen, um den Saal gemeinsam mit der Dekorationsfirma für morgen Abend fertig zu machen. Doch dort haben wir niemand au?er Hausmeister Jones vorgefunden, der laut und nicht jugendfrei in ein Telefon geflucht hat, nur um uns dann mitzuteilen, dass die Firma aus Versehen doppelt gebucht und sich für den lukrativeren der beiden Auftr?ge entschieden hat.

Einige Minuten stand ich einfach nur unter Schock, dann habe ich mich zu Lin umgedreht. Ein Blick in ihre Augen genügte, um zu sehen, dass sie in Gedanken gerade auch alle Optionen durchging, die uns noch blieben.

Hausmeister Jones erz?hlte, dass die Firma sich nach einigem Hin und Her wenigstens dazu bereit erkl?rt hat, uns in der n?chsten Stunde das Dekomaterial vorbeizufahren, das wir bei ihnen bestellt hatten. Trotzdem waren wir viel zu wenige Personen, um alles in der kurzen Zeit angemessen vorzubereiten.

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