Save You (Maxton Hall, #2)(48)



Aber ich kann jetzt nicht mit ihm reden. Es geht einfach nicht. Nicht, wenn ich das Gefühl habe, jeden Moment einzuknicken.

Im n?chsten Moment wendet James den Blick ab und sieht wieder nach vorn. ?Es ist Grün.?

Ich trete aufs Gaspedal. Der Weg bis zur Schule kam mir noch nie so lang vor.





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Ruby

?Ich glaube, ich h?tte es gerne ein bisschen mehr in eine minzigere Richtung?, sagt Ember nachdenklich.

Ich ziehe den Cursor auf dem Farbfeld weiter nach links oben, bis das Moosgrün heller wird und in eine bl?ulichere Richtung geht. ?So??

Meine Schwester gibt einen zustimmenden Laut von sich. Ich speichere die Farbe ab und gehe in Wordpress auf die Vorschauansicht, damit wir unser Werk betrachten k?nnen.

Embers Blog Bellbird hat ein Rebranding bekommen, mit einem neuen Logo, einem moderneren Wordpress-Theme und einer frischen Farbpalette. Ganz oben wird der neueste Beitrag angezeigt – ein Guide über ethische korrekte Plus-Size-Mode –, direkt darunter befinden sich in drei kleineren Fenstern Thumbnails der beliebtesten Beitr?ge. Auf der rechten Seite hat sie die Links zu ihren Social-Media-Profilen eingefügt sowie ein Bild, das ich im letzten Sommer von ihr gemacht habe. Darauf steht sie in einem Feld mit Blumen und tr?gt ein sommerliches Maxikleid mit Blumenmuster und einem tiefen Ausschnitt. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ein Grashüpfer auf sie gesprungen ist und ich sie dabei fotografiert habe, wie sie versucht hat, ihn loszuwerden – es war zum Schreien. Leider hat sie das Bild, auf dem sie kreischt, nicht als Anzeigebild genommen, sondern eines, auf dem sie herzlich lacht und sich eine Haarstr?hne aus dem Gesicht streicht. Direkt unter dem Bild steht:

Hi, ich bin Ember! Plus-Size-Fashion-Bloggerin, Liebhaberin von Worten und Kuchen und inspiriert von allem, was sch?n ist. Viel Spa? auf meinem Blog!

?Es sieht super aus?, sage ich ehrfürchtig. ?Richtig professionell.?

?Das sagst du jedes Mal?, erwidert Ember und scannt die Seite mit zusammengekniffenen Augen. Was ihren Blog angeht, ist sie so perfektionistisch wie ich mit meinem Bullet Journal.

?Ich wei?, aber es ist ja die Wahrheit.? Ich browse durch ihre letzten Outfit-Posts. Obwohl ich es war, die die Bilder gemacht hat, k?nnte ich sie mir immer wieder anschauen. Ember sieht wundersch?n auf ihnen aus. Zum wiederholten Mal wünsche ich mir, Mum und Dad würden dem Thema Social Media nicht ganz so kritisch gegenüberstehen. Sie haben Bedenken, Ember k?nnte zu viel Privates preisgeben, dabei geht sie Bellbird beeindruckend professionell an. Inzwischen hat sie sogar schon ein paar Marken, mit denen sie regelm??ig zusammenarbeitet und die ihr Sachen zuschicken.

?Ich habe übrigens ein Kleid gesehen, das wie für dich gemacht ist?, sagt meine Schwester unvermittelt. ?Du brauchtest doch noch eins für die Gala??

Ich nicke. ?Zeig her.?

Sie zieht den Laptop ein Stück in ihre Richtung, und ihr winziger Schreibtisch wackelt gef?hrlich. Schnell umklammere ich mein Glas Orangensaft, damit es nicht umf?llt. Wir sitzen seit mittlerweile zwei Stunden hier, Seite an Seite, und arbeiten an ihrem Blog, w?hrend Frank Oceans melodische Stimme aus den kleinen Boxen des Laptops t?nt.

Ember ?ffnet eines ihrer Lesezeichen, und gemeinsam schauen wir dabei zu, wie sich die Seite langsam aufbaut und schlie?lich ein Kleid angezeigt wird, das mir ein leises Seufzen entlockt. Es hat einen V-Ausschnitt, ist schwarz und aus einem flie?enden Stoff gefertigt, der eng an der Taille ist und ab der Hüfte in weichen Wellen nach unten f?llt.

?Gibt es davon noch mehr Bilder??, frage ich, allerdings f?llt in diesem Moment mein Blick auf den Preis. ?Oh Gott. Es kostet über zweihundert Pfund?, bringe ich hervor und hebe einen Finger, um das Fenster sofort zu schlie?en. ?Warum zeigst du mir so was??

Ember f?ngt meine Hand mit ihrer ab und sagt grinsend: ?Nicht für uns. Das Unternehmen hat mir eine Kooperation angeboten.?

Ich z?gere. Ich wei?, dass Ember inzwischen viele Anfragen für Kooperationen mit irgendwelchen Shops bekommt, aber das bedeutet ja nicht, dass sie jede einzelne davon annehmen muss.

?Du suchst doch schon seit einer Ewigkeit?, f?hrt meine Schwester fort. ?Und das hier w?re perfekt für so einen schicken Anlass, oder nicht? Ich k?nnte es anfragen.?

Ich schüttle sofort den Kopf. ?Nein, das kann ich nicht annehmen.?

?Wieso nicht??

Ich zucke unschlüssig mit den Schultern. ?Keine Ahnung. Ist es nicht irgendwie merkwürdig, etwas umsonst zu bekommen??

?Glaubst du etwa, Schauspieler bezahlen für die Kleider, die sie sich von Designern für Premieren und Preisverleihungen borgen??

?Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht?, gebe ich zu.

?Dann wei?t du es jetzt?, sagt meine Schwester. ?Die haben mir drei Kleider zur Probe angeboten und sogar eine Bezahlung, wenn ich eine ehrliche Rezension schreibe, was die Passformen angeht und so. Ich würde dann nur gern ein Bild von uns beiden machen, wie wir die Kleider tragen und vorführen – wenn das okay für dich ist.?

Wieder sehe ich das Kleid an. Ich klicke mich durch die n?chsten Bilder und verliebe mich mit jedem Foto mehr in den ausladenden Rock, den weich aussehenden Stoff und die kleinen Applikationen, die das Dekolleté s?umen. So ein elegantes Kleid habe ich noch nie getragen – abgesehen von dem, das mir die Beauforts im letzten Oktober für Halloween geliehen haben.

?Ich brauche gar nicht zu fragen, oder??, sagt Ember pl?tzlich, und als ich verwirrt den Kopf zu ihr drehe, meidet sie meinen Blick. Sie l?chelt resigniert. ?Du m?chtest mich wahrscheinlich wieder nicht mitnehmen, richtig??

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