Save You (Maxton Hall, #2)(91)
?Anfang des Jahres h?tte ich niemals gedacht, hier zu sein. Mit dir?, murmelt James dicht an meinem Ohr. ?Ich bin so dankbar.?
Seine Worte senden ein warmes Kribbeln durch meinen K?rper. ?Ich bin auch dankbar, dich zu haben, James.?
Wir bewegen uns weiter zu dem langsamen Lied, das das Orchester spielt. Irgendwann lasse ich meine Hand weiter h?her wandern, bis ich seinen Nacken streicheln kann. James zieht mich so dicht an sich, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Ich kann seine Atemzüge an meinem K?rper spüren. Sie gehen genauso unregelm??ig wie meine eigenen. Als ich meine zweite Hand aus seiner gleiten lasse und sie um seinen Hals schlinge, zieht James scharf die Luft ein. Seine H?nde wandern über meine Taille und streichen über meine Seiten. Ich schlucke schwer und schlie?e die Augen.
Dann spüre ich, wie James’ Lippen über meinen Haaransatz streichen.
?James …?, flüstere ich und ?ffne die Augen langsam wieder.
Durch halb gesenkte Lider sieht er mich an. Ich halte den Atem an, nehme seinen Anblick in mich auf. Die sch?nen Augen, den leichten Schwung seiner Lippen.
?Ruby …?, sagt er heiser.
Und dann halte ich es keine Sekunde l?nger aus. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, und er kommt mir entgegen.
Als unsere Lippen sich treffen, ist es, als würde pure Elektrizit?t durch meinen K?rper schie?en. So ist es immer mit James. Ich kann es überhaupt nicht beschreiben, aber ein einfacher Kuss von ihm reicht, um meine Welt komplett auf den Kopf zu stellen und mich alles um mich herum vergessen zu lassen.
James streicht mit der Zunge leicht über meine Unterlippe, und ich gew?hre ihm Einlass. Ich vergrabe die H?nde in seinem Haar und kann sein St?hnen an meinen Lippen spüren.
?Gott, nehmt euch ein Zimmer?, erklingt eine schneidende Stimme neben uns.
James l?st sich von mir, und ich blinzle mehrmals. Dann blicke ich über James’ Schulter und erkenne Camille, die gerade mit einem Kerl aus unserer Stufe tanzt. Sie verdreht die Augen.
?Wir sind echt schlimm?, murmle ich und vergrabe das Gesicht an James’ Schulter.
Pl?tzlich merke ich, wie er sich versteift. ?Was …?
Ich hebe den Kopf. James fixiert einen Punkt über meiner Schulter, und ich drehe mich um, um seinem Blick zu folgen.
Mr Sutton hat soeben mit einer Frau die Tanzfl?che betreten.
?Ist das nicht unsere Tutorin aus der Oxford-Lerngruppe??, frage ich.
?Philippa Winfield?, murmelt James. Er merkt sich immer alle Namen von Menschen – auch solche, die er nur ein einziges Mal trifft. Ich glaube, das ist etwas, was man sich automaisch antrainiert, wenn man in ein gro?es Unternehmen hineingeboren wird.
?Die beiden sehen vertraut miteinander aus?, sage ich, nachdem Mr Sutton den Arm um Pippa geschlungen hat. Sie l?chelt ihn an – wegen ihrer hohen Schuhe sind sie in etwa auf Augenh?he –, und dann lehnt sie sich vor und flüstert ihm etwas ins Ohr, was ihn zum Lachen bringt. Es ist ein schüchternes Lachen, das sich von dem, das er im Unterricht von sich gibt, deutlich unterscheidet.
?Fuck?, sagt James im selben Moment, in dem Mr Sutton über Pippas Schulter sieht und sein fr?hlicher Ausdruck erstirbt.
Es dauert nicht lange, bis ich erkenne, warum.
Lydia.
Sie steht in der N?he der Tanzfl?che und hat alles mit angesehen. Jetzt macht sie auf dem Absatz kehrt und verl?sst den Saal durch einen der hinteren Ausg?nge.
Ich m?chte sofort zu ihr, aber James h?lt mich an der Hand fest. Bevor ich fragen kann, wieso er das tut, nickt er in die Richtung, in die Lydia gerade verschwunden ist.
Mr Sutton l?uft ihr hinterher.
?Meinst du, dass das eine gute Idee ist??, frage ich z?gerlich.
James’ Ausdruck ist undurchdringlich. ?Irgendwann müssen die beiden miteinander reden. Au?erdem glaube ich, dass sie von uns im Moment lieber allein gelassen werden m?chte.?
Da James Lydia besser kennt als irgendwer sonst, vertraue ich ihm.
?Ich m?chte nicht, dass es ihr schlecht geht?, murmle ich.
Bei meinen Worten sieht James mich warm an. ?Sie bekommt das hin. Da bin ich mir ganz sicher.?
Die Gewissheit, mit der er das sagt, und die Art, wie er mich mit einem Mal ansieht, erwecken den Eindruck, dass er gerade nicht nur an Lydia denkt.
Er scheint zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, auch an sein eigenes Glück zu glauben. Und das macht mich unglaublich froh.
28
Lydia
Ich bereue es, hierhergekommen zu sein. Ich h?tte auf mein Bauchgefühl h?ren und mich nicht dazu überreden lassen sollen. Ich wusste, dass es nicht leicht für mich werden würde, Graham zu sehen. Allerdings h?tte ich niemals mit so etwas gerechnet.
Eben, als er mit Pippa getanzt hat, als er seinen Arm wie selbstverst?ndlich um sie gelegt hat, als sie ihn angel?chelt und er es erwidert hat, als sich der Abstand zwischen ihren Gesichtern immer weiter verringert hat – da konnte ich nicht mehr. Es war einfach zu viel.
Und auch jetzt, im leeren Flur, ohne Musik und ohne Leute um mich herum, h?rt mein Herz nicht auf zu rasen. Mir ist schlecht, und meine H?nde fühlen sich klebrig an. Punkte tanzen vor meinen Augen. Ich glaube, mein Blutdruck ist zu hoch. Sofort lege ich mir eine Hand auf den Bauch, als k?nnte ich allein dadurch fühlen, ob mit den Kleinen alles in Ordnung ist.
?Lydia??
Ich lasse die Hand sinken und drehe mich um.
Graham steht ein paar Meter von mir entfernt, das Jackett ge?ffnet, die Brauen nachdenklich zusammengezogen.