Save You (Maxton Hall, #2)(96)



Ich wei? noch genau, wie es sich angefühlt hat, als er mich zum ersten Mal berührt hat: als würde sich seine Berührung durch den Stoff meiner Kleidung mitten in meine Haut brennen. Genauso ist es jetzt, als seine Hand wieder hinabwandert und auf meinem Oberschenkel zum Stillstand kommt.

?Danke, dass du mich für euch da sein l?sst?, flüstere ich und streiche ihm eine der rotblonden Str?hnen aus der Stirn. Ich k?nnte ewig durch seine Haare fahren, ich liebe, wie sie sich unter meinen Fingern anfühlen.

Wir liegen still da. Das Einzige, was zu h?ren ist, sind unsere gleichm??igen Atemzüge. Wir k?nnen nicht voneinander ablassen. Ich muss James die ganze Zeit berühren, wie um mir klarzumachen, dass das hier tats?chlich die Realit?t ist. Dass wir tats?chlich wieder zueinandergefunden haben und es dieses neue, stetig wachsende Vertrauen zwischen uns gibt.

Ich strenge mich an, aber irgendwann werden meine Lider so schwer, dass ich sie kaum noch offen halten kann. James ist da, als ich einschlafe, die eine Hand in meiner, die andere sanft in meinem Haar vergraben.





30


Ruby

?Was meinst du??, fragt Lin am folgenden Montag und schiebt mir ihren Planer über den Tisch.

Ich betrachte die Termine, die sie mit einem lilafarbenen Stift eingetragen hat. Zwischen chinesischen Zeichen steht in ihrer fein s?uberlichen Schrift Umzug nach Oxford, in das Feld für den darauffolgenden Tag hat sie Einzug mit Ruby feiern geschrieben. Ich grinse Lin breit an. Und obwohl das Ganze noch ein paar Monate hin ist, nehme ich meinen goldenen Stift aus der Federtasche, bl?ttere in meinem Planer auf die Monatsübersicht des gesamten Jahres und trage genau dasselbe ein.

?Tada?, flüstere ich genau in dem Moment, in dem es zur Mittagspause klingelt. Lin und ich beginnen, unsere Sachen einzur?umen, doch bevor ich meinen Rucksack schultern kann, ert?nt der Gong ein zweites Mal – kürzer diesmal.

?Ruby Bell wird unverzüglich in das Büro von Rektor Lexington gerufen?, erklingt die Stimme von Rektor Lexingtons Sekret?rin durch die Lautsprecher. Augenblicklich dreht sich jeder einzelne Schüler im Raum zu mir um und starrt mich an.

Stirnrunzelnd blicke ich auf die Uhr über der Klassenzimmertür. Eigentlich ist unser Gespr?ch mit Rektor Lexington erst kurz vor Ende der Mittagspause. Wenn er mich jetzt schon sehen will, muss etwas passiert sein.

Eine G?nsehaut breitet sich auf meinem K?rper aus, als ich in Gedanken der Frage hinterherjage, was das wohl sein k?nnte.

?Soll ich mitkommen??, fragt Lin, w?hrend wir das Klassenzimmer verlassen.

?Nein, geh ruhig schon vor und hol dir was zu essen.? Ich umfasse die Gurte meines Rucksacks fest.

?Okay. Wei?t du schon, was du willst? Dann kann ich es dir schon mal mitnehmen, und du musst dich nicht extra anstellen.?

?Das w?re super. Ich nehme einfach das, was du auch nimmst.?

Lin drückt meinen Arm kurz, bevor wir den Gang in unterschiedliche Richtungen weitergehen. Der Weg zum Büro von Rektor Lexington erscheint mir heute viel l?nger als sonst. Das mulmige Gefühl nimmt zu, je n?her ich komme. Und als die Sekret?rin mich dann auch noch mit strengem Blick durchwinkt, droht mir mein Herz vor Aufregung aus der Brust zu springen.

Ich nehme einen tiefen Atemzug, bevor ich an die schwere Holztür klopfe und eintrete.

Die Begrü?ung bleibt mir im Hals stecken.

Vor dem Schreibtisch des Rektors sitzt meine Mum.

Augenblicklich habe ich Schreckensvorstellungen von Dad, der im Krankenhaus liegt, weil er einen weiteren Unfall hatte.

?Geht es Dad gut??, frage ich sofort und bewege mich schnell auf sie zu.

?Dein Vater ist wohlauf, Ruby?, antwortet Mum, jedoch ohne den Blick von dem massiven Schreibtisch des Rektors zu heben.

Irritiert sehe ich zwischen meiner Mutter und dem Rektor hin und her.

?Setzen Sie sich, Ms Bell?, fordert Rektor Lexington mich auf und deutet auf den leeren Stuhl neben meiner Mum. Z?gernd nehme ich Platz.

Rektor Lexington legt seine gefalteten H?nde auf dem Tisch vor sich ab und sieht mich dann über den Rand seiner Brille hinweg an.

?Es gibt nichts, was mir wichtiger ist als der Ruf unserer Schule. Wir stehen seit Jahrhunderten für Intelligenz und Exzellenz. Wenn jemand etwas tut, um dieser Schule Schaden zuzufügen, gehe ich dagegen vor. Das müsste Ihnen inzwischen bewusst sein, Ms Bell.?

Ich schlucke schwer. ?Rektor Lexington, ich dachte eigentlich, dass der Frühjahrsball ein voller Erfolg war. Wenn etwas schiefgelaufen ist, dann tut mir das wirklich leid, aber …? Bevor ich meinen Satz beenden kann, zieht Rektor Lexington eine der kleinen Schubladen an seinem Schreibtisch auf und holt vier ausgedruckte Bilder hervor, die er über den Tisch zu uns schiebt.

?Diese Fotos wurden mir am Wochenende von einem besorgten Mitglied des Elternvorstandes anvertraut?, f?hrt er ungerührt fort.

Ich kann meine Mum scharf einatmen h?ren und beuge mich dichter zum Schreibtisch. Die Bilder sind dunkel, und zun?chst kann ich gar nichts erkennen – bis ich mich darauf entdecke.

Es sind Bilder von mir.

Ich nehme einen der Abzüge in die Hand und halte ihn mir n?her vor die Augen.

Ich brauche einen Moment, um das Foto einzuordnen – aber es muss von der Back-to-School-Party stammen. Nur da habe ich dieses grüne Kleid getragen.

Doch ich bin nicht allein auf dem Bild zu sehen. Dicht vor mir steht ein Mann.

Mr Sutton.

Und es sieht so aus, als würden wir uns küssen.

Ich erinnere mich daran, dass wir uns miteinander unterhalten haben. Aber wir standen niemals so nah beieinander. Ich habe keine Ahnung, wer dieses Foto gemacht hat, aber es dient eindeutig dazu, mir – oder Sutton – zu schaden.

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