Save You (Maxton Hall, #2)(87)



?Ich glaube nur langsam, dass es unm?glich ist, ein Kleid zu finden, in dem ich diesen Bauch hier verstecken kann. Was, wenn bei jemandem der Groschen f?llt??, frage ich und deute auf die kleine Kugel, die sich unter meinem übergro?en Sweatshirt verbirgt.

?Wir finden schon noch ein Kleid. Mach dir keine Sorgen.? Ruby klingt deutlich zuversichtlicher, als ich mich fühle.

Obwohl Dr. Hearst mir gesagt hat, dass mein Bauch im Vergleich zu anderen Frauen, die Zwillinge erwarten, eher langsam w?chst, fühle ich mich bereits riesig. In den letzten Wochen habe ich mir angew?hnt, meine Tasche in der Schule vor mich zu halten, au?erdem trage ich alle Blusen zwei Nummern gr??er. James hat sie nach einem seiner Meetings bei Beaufort unbemerkt aus der N?herei mitgehen lassen. Zum ersten Mal bin ich froh über die Tatsache, dass unsere Schuluniformen von Mum designt wurden und in unserer N?herei produziert werden.

Ich wünschte, so k?nnte ich es auch mit dem Kleid für den Frühjahrsball machen. Ich bereue es schon jetzt, dass ich mich von Ruby und James habe überreden lassen hinzugehen. Dabei ist das Kleid nicht mal mein gr??tes Problem bei der Sache. In erster Linie m?chte ich es vermeiden, Graham auch noch au?erhalb des Unterrichts sehen zu müssen.

Doch das kann ich Ruby nicht sagen – und schon gar nicht James. Ich würde es nicht ertragen, wenn er mich noch ein einziges Mal mitleidig ansieht. Nicht nach letztem Mittwoch, als ich mir einen Nerv im Rücken eingeklemmt und hilflos wie ein K?fer im Bett gelegen habe. Der Schmerz war so heftig, dass ich mich nicht bewegen konnte und warten musste, bis James meine Hilferufe geh?rt hat. Und dann musste er mir beim Anziehen helfen.

Es war demütigend, und am liebsten würde ich den gesamten Vormittag aus meinem Kopf l?schen. Für immer. Wenn ich ihm jetzt auch noch sage, dass ich es nicht ertrage, Graham auf einer Party zu begegnen, h?lt er mich mit Sicherheit für v?llig labil. Und das m?chte ich nicht.

?Wie sieht es hiermit aus??, fragt Ruby.

Auch dieses Kleid gef?llt mir nicht. Es ist zu jung, zu wenig glamour?s und erinnert mich an eine Uniform. ?Ich h?tte eigentlich schon ganz gerne ein Kleid, mit dem ich nicht v?llig heraussteche.?

?Ich h?tte nie gedacht, dass es so schwer wird, ein Kleid passend zu Ein Sommernachtstraum zu finden. Ich bereue es jetzt schon, das Motto vorgeschlagen zu haben.?

?Es ist ein sch?nes Motto. Und ein Kleid von Elie Saab würde perfekt dazu passen?, seufze ich.

Ruby tippt den Namen in die Suchleiste ihres Browsers und gibt dann einen begeisterten Ausruf von sich. ?Das würde ja wirklich perfekt passen. Die Blumenapplikationen sehen total sch?n aus und … oh Gott, die kosten ja ein Verm?gen.?

?Ach so, na ja. Das ist nicht das Problem. Aber so ein Kleid muss man immer vor Ort anprobieren, und das geht gerade einfach nicht.?

Mal abgesehen von der Tatsache, dass es total übertrieben w?re, so zu einem Schulball zu gehen. Ich werde mir den Traum von Elie Saab für meine Hochzeit aufsparen. Oder für irgendeine Hochzeit – denn h?chstwahrscheinlich werden alle meine Freunde vor mir heiraten. Mein Liebesleben besteht n?mlich nach wie vor darin, alte Nachrichten von Graham zu lesen und dabei in Tr?nen auszubrechen, m?glichst so, dass es niemand mitbekommt.

Es ist ein einziges Trauerspiel.

?Wir k?nnten Ember um Hilfe bitten?, sagt Ruby z?gerlich. ?Sie findet immer die tollsten Sachen online.? Sie wirft mir einen vorsichtigen Blick zu. ?Wir brauchen ihr auch nicht mehr zu erz?hlen, als sie wissen muss.?

?Glaubst du nicht, dass sie von selbst draufkommt??, frage ich vorsichtig.

?Das k?nnte sein. Ember hat ein Gespür für Geheimnisse?, grübelt Ruby. ?Aber selbst wenn sie es herausfindet: Ich hoffe, du wei?t, dass sie niemals etwas sagen würde.?

Ich atme tief durch. In den letzten Wochen und Monaten hat Ruby mir bewiesen, dass sie eine gute Freundin ist. Vielleicht sogar die beste, die ich jemals hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich hintergehen würde. Und wenn sie ihrer Schwester vertraut, kann ich das auch.

?Wenn du glaubst, dass Ember mein Kleiderproblem l?sen kann, dann würde ich mich freuen, wenn wir sie fragen.?

Ruby strahlt. Dann steht sie auf. ?Wann wollten Percy und James dich abholen kommen? Haben wir noch Zeit??

?Das Training ist erst in einer halben Stunde vorbei?, sage ich nach einem kurzen Blick auf die Uhr. ?Bis er hier ist, ist es bestimmt Viertel nach sieben.?

?Perfekt.? Ruby ?ffnet die Tür und winkt mich zu sich. Ich folge ihr in den Flur. Embers Zimmer ist direkt neben Rubys, und ihre Tür steht einen Spaltbreit offen. Ruby klopft zweimal.

?Ember, hast du kurz Zeit? Wir haben einen kleinen Kleidernotfall.?

?Klar, kommt rein?, ruft sie uns zu.

Gemeinsam betreten wir Embers Zimmer. Es ist genauso gro? wie das von Ruby und ziemlich zugestellt. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein weiterer, schmalerer Tisch, auf dem eine N?hmaschine steht, direkt daneben eine Schneiderpuppe, an der ein Kleid h?ngt. Meine Augen werden gro?.

?Ist das dein Kleid??, frage ich Ruby fassungslos.

Ich will es eigentlich sofort aus der N?he anschauen, erinnere mich aber rechtzeitig an meine Manieren. ?Hi, Ember?, sage ich und hebe die Hand.

Rubys Schwester sitzt auf dem Boden vor ihrem Bett, vor sich ein paar Stoffrollen und Swatches von Stoffproben. Sie hat einen gro?en, unordentlichen Dutt auf dem Kopf, aus dem sich einige dunkle Str?hnen gel?st haben. Zwischen ihren Lippen klemmt ein Stift.

?Hi?, nuschelt sie und legt die Swatches beiseite, um den Stift aus dem Mund zu nehmen. ?Was gibt’s für einen Notfall??

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