Save You (Maxton Hall, #2)(92)


?Was??, frage ich angriffslustig. Oh, wie satt ich es habe, vor allen immer so zu tun, als w?re in meinem Leben alles in Ordnung. Nichts ist in Ordnung. Schon gar nicht jetzt, wo er vor mir steht. Wo er mir nachgelaufen ist, obwohl ich gedacht hatte, dass er meine Anwesenheit nicht einmal bemerkt hat. Wo er mich ansieht, als wüsste er, was in mir vorgeht – genau wie früher.

Ich kann nicht wegsehen. Das, was sich in mir angestaut hat, wird immer gewaltiger, bis ich es nicht mehr zurückhalten kann.

?Hattest du Spa???

Sein Blick wird dunkel, und er zieht die Brauen noch weiter zusammen. ?Wir haben nur getanzt, Lydia.?

Ich schnaube ver?chtlich. ?Das da drinnen war eindeutig mehr als nur ?tanzen?.?

Wir haben noch nie miteinander gestritten, und jetzt wei? ich auch, warum. Es fühlt sich schrecklich an und überhaupt nicht befreiend, ihn so anzufauchen.

?Es w?re komisch gewesen, wenn ich ihre Bitte zum Tanz ausgeschlagen h?tte. Die Leute reden ohnehin schon hinter meinem Rücken.?

Ich lache auf. ?Du hast also gerade fast mit meiner Tutorin auf der Tanzfl?che rumgemacht, um zu verhindern, dass die Leute sich Gedanken über deinen Beziehungsstatus machen??

Die Worte kommen lauter als beabsichtigt aus mir heraus, und Graham wirft einen nerv?sen Blick über die Schulter.

?Ich hasse das, Graham?, sage ich. Meine Stimme ist kalt, gleichzeitig bebt sie. Ich habe mich so noch nie reden geh?rt. ?Ich hasse es, dass du nicht einmal drei Worte mit mir wechseln kannst, ohne dich sofort panisch nach allen Seiten umzusehen.? Ich balle die H?nde zu F?usten und dr?nge das Brennen hinter meinen Augen mit aller Kraft zurück.

?Glaubst du, mir macht das Spa???, entgegnet er pl?tzlich.

Ich kann nur ein bitteres Schnauben aussto?en.

Auch er ballt jetzt die H?nde zu F?usten. ?Ich versuche das Richtige für uns beide zu tun!?

?Das Richtige?? Ich kann nicht glauben, dass er das gerade gesagt hat. ?Findest du es richtig, mit anderen Frauen zu tanzen – w?hrend ich zusehe??

?Glaubst du, ich genie?e das? Mich von dir fernzuhalten, so zu tun, als h?tten wir uns nie gekannt??, fragt er fassungslos. Dann rauft er sich das Haar, schüttelt den Kopf. ?Es tut verdammt weh, Lydia, und es wird mit jedem Tag schlimmer.?

?Das ist sicher nicht meine Schuld!? Ich schreie die Worte beinahe und bei?e mir danach auf die Lippe. Ich atme tief durch und denke an das, was mir Mum mein Leben lang über Contenance eingetrichtert hat. ?Ich rufe dich nicht an?, fahre ich leise fort. ?Ich melde mich nicht in deinem Unterricht. Verdammt, ich gucke dich ja nicht mal an. Was soll ich deiner Ansicht nach noch tun, damit es dir nicht mehr wehtut??

Wieder schüttelt Graham den Kopf. Dann macht er einen langen Schritt auf mich zu – und umfasst mein Gesicht mit seinen H?nden.

Einen Moment lang bin ich wie versteinert. Dann sto?e ich seine Arme weg. Er darf mich nicht so berühren – wenn er das tut, fühlt es sich an wie früher, und das halte ich keine Sekunde lang aus.

?Wir k?nnen so nicht weitermachen, Lydia?, kr?chzt er.

?Ich sagte doch bereits, dass ich mich an die Abmachung halte.?

?Ich mich auch. Trotzdem gehen wir beide kaputt daran.?

Ich spüre, wie meine Wut allm?hlich abflaut und nur noch Schmerz bleibt. Schmerz, der mich von innen zerrei?t und dafür sorgt, dass ich nicht mehr richtig atmen kann.

Ich wünschte, ich h?tte seine Arme nicht weggesto?en. Gleichzeitig wünschte ich, ich h?tte es mit mehr Wucht getan.

?Es war blo? ein Tanz?, wispert Graham.

Ich nicke nur. Am liebsten würde ich wegsehen, aber ich kann nicht. Graham und ich – wir waren einander schon lange nicht mehr so nah. Ich habe das Gefühl, jede Sekunde aufsaugen zu müssen, bevor der Moment wieder vorbei ist und ich allein zurückbleibe.

?Für mich hat sich nichts ge?ndert, Lydia.?

Mein Atem stockt. ?Wie – wie meinst du das??

Graham kommt noch ein Stück n?her, berührt mich aber nicht. ?Damit meine ich, dass du das Erste bist, woran ich denke, wenn ich aufstehe. Den ganzen Tag über denke ich an dich. Wenn ich etwas Witziges sehe, m?chte ich zuerst dir davon erz?hlen. Ich habe deine Stimme im Ohr, wenn ich abends schlafen gehe. Himmel, Lydia, ich liebe dich. Ich habe dich schon geliebt, als wir das erste Mal miteinander telefoniert haben. Ich werde niemals aufh?ren, dich zu lieben, auch wenn ich wei?, dass es für uns keine Chance gibt.?

Mein Herz schl?gt so schnell, als w?re ich gerade einen Marathon gelaufen. Ich kann nicht glauben, dass er das gerade gesagt hat.

?Ich werde die Schule wechseln.?

Das rei?t mich aus meiner Schockstarre. Ich schüttle den Kopf. ?Nein. Auf keinen Fall. Du hast selbst gesagt, dass Maxton Hall das Beste ist, was dir h?tte passieren k?nnen. Dass du nie wieder einen besseren Job finden wirst.?

?Mir egal. Ich m?chte endlich wieder für dich da sein k?nnen. Ich m?chte in ein Café mit dir gehen k?nnen, deine Hand halten. Und ich wünsche mir meine beste Freundin zurück. Wenn ich dafür einen schlechteren Job annehmen muss, tue ich das liebend gern.?

Wieder schüttle ich den Kopf, v?llig verwirrt von dieser Wendung. ?Ich … das geht nicht. Wieso jetzt auf einmal??

?Das ist keine spontane Eingebung. Ich denke seit meinem allerersten Tag hier darüber nach zu gehen. Jeden Morgen frage ich mich, ob es Maxton Hall wirklich wert ist, dass wir einander verloren haben.?

?Aber wir haben …? Ich breche ab, unf?hig, einen klaren Gedanken zu fassen.

?Das war unsere gemeinsame Entscheidung. Deshalb habe ich auch nichts gesagt. Ich hatte Angst, dich damit unter Druck zu setzen. Aber jetzt …?

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