Save You (Maxton Hall, #2)(58)



?Was siehst du mich so an, Ember??, fragt er leise, und das L?cheln flaut langsam ab und verwandelt sich in etwas anderes. Er macht einen Schritt auf mich zu, bis wir uns beinahe berühren. Ich müsste die Hand nur minimal ausstrecken, um nach seiner zu greifen. Ich frage mich, wie sich das anfühlen würde. Ob seine Haut warm ist.

Ich muss mich r?uspern. ?Ich …?

Wren kommt noch n?her. So dicht, dass ich seinen Atem an meiner Schl?fe spüren kann. Wieder habe ich den Impuls, mich umzusehen, aber ich unterdrücke ihn.

?Wollen wir vielleicht irgendwohin verschwinden, wo wir uns ein bisschen besser …?

?Wren?, unterbricht ihn eine tiefe Stimme, und ich werde aus meiner Starre gerissen. Sofort nehme ich einen Schritt Abstand und drehe mich um.

Es ist James Beaufort.

Der James, der meiner gro?en Schwester das Herz gebrochen hat.

Der James, der ein anderes M?dchen geküsst und dafür gesorgt hat, dass Ruby sich über Weihnachten wie ein liebeskranker Zombie benommen hat.

Eine Welle von Wut erfasst mich, da spricht er schon weiter.

?Wie ich sehe, hast du Rubys Schwester kennengelernt?, sagt er, seine Stimme ohne jegliche Intonation.

In Wrens Augen tritt ein merkwürdiger Ausdruck. ?Rubys Schwester, hm??

Ich nicke langsam und sehe verwirrt zwischen den beiden hin und her.

?Anscheinend habe ich einen guten Geschmack?, f?hrt er in einem beinahe neckenden Tonfall fort, der nichts mehr mit dem vertrauten Murmeln von eben zu tun hat. ?Wenn du immer noch Lust hast …?

?Ich glaube nicht, dass Ember Lust hat. Egal worauf. Verschwinde, Wren?, geht James erneut dazwischen. Sein Tonfall ist autorit?r und l?sst keine Widerrede zu. Ich frage mich, ob er immer so mit seinen Freunden spricht, und falls ja, wie es sein kann, dass er trotzdem so viele davon hat.

Das L?cheln verschwindet von Wrens Gesicht, und mit einem Mal sieht er ziemlich angepisst aus. Er schüttelt den Kopf und murmelt einen nicht jugendfreien Fluch. Dann sieht er wieder mich an. ?Ich wünschte wirklich, wir h?tten unser Gespr?ch fortführen k?nnen, Ember.?

Im n?chsten Moment beugt er sich vor und drückt seine Lippen auf meine Wange. Als er sich von mir l?st, sieht er nicht mich an, sondern James.

Bevor ich noch etwas sagen kann, dreht er sich um und verschwindet in der Menge. Ich berühre meine Wange an der Stelle, die seine Lippen berührt haben, w?hrend James Wren wütend hinterherstarrt. Wieso habe ich gerade das Gefühl, Wren hat mich nur geküsst, um James eins auszuwischen?

?Tut mir leid, Ember?, murmelt James.

Dann l?uft er Wren nach, und ich bleibe allein bei der Bar zurück.

James

Ich finde Wren drau?en in der Eingangshalle, zusammen mit den Jungs. Als ich an ihren kleinen Kreis herantrete, hebt Cyril die Hand.

?Beaufort! Was verschafft uns die Ehre??

Ich ignoriere ihn und fixiere Wren mit meinem Blick.

?Was hast du dir dabei gedacht??, fahre ich ihn an.

Er antwortet nicht auf meine Frage, sondern nimmt einen gro?en Schluck aus einem Flachmann.

?Wren.?

Er verdreht die Augen. ?Ich habe nur mit ihr geredet. Mach da doch keine gro?e Sache draus.?

?Sie ist Rubys Schwester, verdammt. Lass deine Finger von ihr.?

Wren st??t ein ver?chtliches Schnauben aus. ?Langsam habe ich echt keine Lust mehr, andauernd Rücksicht auf dich zu nehmen.?

Ich hebe sp?ttisch eine Braue. ?Rücksicht? Wo hast du bitte jemals Rücksicht genommen??

?Wei?t du was, Beaufort? Fick dich?, gibt er zurück, kippt den restlichen Inhalt des Flachmanns in einem Schluck runter und wischt sich den Mund mit dem Handrücken ab.

?Wren?, sagt Kesh warnend.

?Nein, Kesh. Ich habe genug davon, auf James’ Gefühle Rücksicht zu nehmen.? Wren wendet sich wieder an mich. ?Alles, was du uns im Sommer gepredigt hast, war nur leeres Gerede. Jetzt schw?nzt du das Training, weil du im verfickten Veranstaltungskomitee mitmachst, du verl?sst Partys, um deine Freundin zu besuchen, und machst einen auf prüde, wenn ich jemanden aufrei?en will. Ich habe das Gefühl, wir sind dir mittlerweile schei?egal. Du h?rst ja nicht mal mehr zu, wenn man versucht, dir was zu erz?hlen.?

?So ein Bullshit?, gebe ich zurück.

Er schüttelt blo? den Kopf. ?Wei?t du was? Kümmere dich um deinen eigenen Kram. Das ist schlie?lich das, was du im Moment am besten kannst.?

Verwirrt sehe ich ihn an. ?Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.?

Wren dreht sich um, geht zwei Schritte, nur um dann wieder auf dem Absatz kehrtzumachen und energisch mit dem Finger auf mich zu deuten. ?Das ist genau das, was ich meine?, zischt er. ?Ich versuche seit einer Ewigkeit ein normales Gespr?ch mit dir zu führen, aber das interessiert dich überhaupt nicht.?

?Komm schon, Wren.?

Tief im Inneren wei? ich, dass er recht hat. Als wir das letzte Mal zusammen feiern waren, hat er eine Andeutung gemacht, über die ich einfach hinweggegangen bin, weil ich zu sehr in Gedanken bei Ruby war. Jetzt keimt das schlechte Gewissen in mir auf.

?Was, komm schon? Ich habe recht, und das wei?t du genau. Das Einzige, was du im Kopf hast, ist Ruby. Etwas anderes gibt es in deinem Leben doch gar nicht mehr?, sagt er aufgebracht.

?Ich …? Meine Stimme versagt. Gleichzeitig flammt Wut in meinem Bauch auf. ?Ich habe gerade viel um die Ohren, aber das hat nichts mit ihr zu tun.? Ich wünschte, ich k?nnte ihm das irgendwie anders klarmachen.

?Du bist erst so, seit du sie kennengelernt hast, also versuch blo? nicht, sie in Schutz zu nehmen. Das ist einfach nur zum Kotzen, ich kenne dich so überhaupt nicht.?

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