Save You (Maxton Hall, #2)(62)



Wrens L?cheln verrutscht kein bisschen. Im Gegenteil, es wird sogar noch ein bisschen breiter. ?Du klingst wie eine Superheldin, Ember.?

Ich spüre, wie mir Hitze in die Wangen kriecht. Aber falsche Bescheidenheit ist eigentlich auch nicht so mein Ding, von daher sage ich: ?Ich bin eine Superheldin.?

Jetzt lacht er. Der Klang ist rau und wundersch?n, und ich glaube, ich werde mich die ganze Nacht lang daran erinnern. Einen Moment lang bereue ich, dass ich den Kuss abgebrochen habe. Doch tief im Inneren wei? ich, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist. H?tte ich es nicht getan, h?tte ich es viel mehr bereut, da bin ich mir sicher.

?Ich wei? schon, was ich heute Nacht machen werde?, sagt Wren nach einer Weile.

?Was denn??

Ein Funkeln tritt in seine dunklen Augen. ?Ich werde mir alle Beitr?ge durchlesen. Jeden einzelnen.?

Jetzt muss ich auch l?cheln. ?Da hast du dir aber ganz sch?n was vorgenommen. Ich poste schon seit über eineinhalb Jahren mindestens zwei Beitr?ge pro Woche.?

?Okay?, sagt er und zieht das Wort dabei in die L?nge. ?Dann werde ich vermutlich doch ein bisschen l?nger brauchen.?

Der Chor endet in diesem Moment, und ich breche in einen Mini-Applaus aus. Ein Mann unten bleibt abrupt stehen und dreht seinen Kopf in unsere Richtung. Schnell ducke ich mich und hoffe, dass er uns nicht entdeckt. Ich habe keine Ahnung, ob es überhaupt erlaubt ist, hier oben zu sein.

Wren lacht leise. ?Du wirkst, als würdest du nicht mit mir erwischt werden wollen.?

?Wenn meine Schwester erf?hrt, dass ich mit einem Jungen Zeit in einer dunklen Ecke verbracht habe, dreht sie durch.?

Jegliches Amüsement verschwindet aus Wrens Augen. Er ?ffnet den Mund und schlie?t ihn gleich darauf wieder. Was auch immer er sagen will – er kann sich nicht dazu durchringen. Letzten Endes seufzt er.

?Dann sollte ich dich wohl wieder nach unten bringen. Ich hoffe, Ruby hat noch nicht gemerkt, dass du verschwunden bist.?

Kurz macht sich Entt?uschung in mir breit, aber wahrscheinlich hat er recht.

Wren erhebt sich und h?lt mir die Hand hin. Wie von selbst lege ich meine in seine und begleite ihn den Flur entlang und die Treppe nach unten, bis wir uns vor dem Eingang zum Saal gegenüberstehen.

?Danke, dass du meinen Abend gerettet hast, Ember?, sagt Wren, und seine Worte klingen aufrichtig.

Als er mich ein letztes Mal anl?chelt, überkommt mich der pl?tzliche Wunsch, ihn davon abzuhalten zu gehen. Doch da hat er sich bereits umgedreht.

In meinem Bauch zieht sich etwas sehnsüchtig zusammen. Ich hoffe inst?ndig, dass das nicht meine letzte Begegnung mit Wren Fitzgerald war.





21


Ruby

Ich habe keine Minute geschlafen.

Stattdessen verbringe ich die ganze Nacht damit, über das nachzudenken, was auf der Party passiert ist. Gerade jetzt, wo James und ich uns wieder vorsichtig einander angen?hert haben, passiert so ein Rückschlag. Am meisten frustriert mich, dass ich James nicht mit meinen eigenen Worten erz?hlen kann, was damals zwischen mir und Wren war. Noch auf der Party habe ich ihm geschrieben, dass ich es ihm gern erkl?ren m?chte, aber er hat bis jetzt nicht geantwortet. Ich kann verstehen, dass er entt?uscht von mir ist. Auf der anderen Seite macht mich sein Schweigen wahnsinnig.

W?hrend ich im Bett liege, starre ich gedankenverloren auf die Zusage von Oxford, die ich ausgedruckt an die Pinnwand über meinen Schreibtisch geh?ngt habe. Wie immer schl?gt mein Magen einen kleinen freudigen Salto, aber ich denke auch an das, was James vor zwei Tagen zu mir gesagt hat.

Die Person, die du in Oxford kennengelernt hast … das bin ich. Und ich h?tte gerne mehr Tage mit dir, an denen ich dir das beweisen kann.

Bei dem Gedanken, dass es dafür jetzt zu sp?t sein k?nnte, schnürt sich mir die Kehle zu. Mit einem frustrierten St?hnen stehe ich auf und ziehe mich an. Ich muss dringend dieses Zimmer verlassen und mich ablenken, sonst drehe ich durch.

Ich schleiche zu Ember, und als ich Licht unter der Tür sehe, atme ich erleichtert auf.

?Ember??, frage ich.

?Komm rein?, h?re ich sie rufen und ?ffne die Tür.

Meine Schwester liegt auf dem Bauch in ihrem Bett und l?chelt ihr Handy an. Als sie meinen neugierigen Blick bemerkt, werden ihre Wangen rot, und sie steckt es hastig unter die Decke.

?Was machst du??, frage ich.

?Ich lese Kommentare zu meinem neuen Beitrag.? Ihre Antwort kommt postwendend. W?re da nicht diese R?te in ihrem Gesicht, h?tte ich ihr, ohne mit der Wimper zu zucken, geglaubt.

?Du siehst aus, als h?tte ich dich gerade bei etwas sehr Unanst?ndigem erwischt?, sage ich und setze mich auf den Rand des Betts.

?Nun, ich habe meinen Schlafanzug an. So unanst?ndig kann es also nicht gewesen sein?, gibt sie mit wackelnden Brauen zurück.

Ich erwidere ihr Grinsen. Dann nicke ich in Richtung Flur.

?Kommst du mit runter frühstücken? Ich will mich Mums und Dads neugierigen Blicken nicht allein stellen. Sie haben bestimmt noch tausend Fragen zu gestern.?

Ember seufzt, klettert aber aus dem Bett und schlüpft in ihre Hausschuhe. Sie macht sich nicht die Mühe, sich umzuziehen. Stattdessen geht sie in ihrem Schlafanzug nach unten, auf dem niedliche Eichh?rnchen und Nüsse abgebildet sind. Ihr Handy h?lt sie mit einer Hand fest umklammert, und ich kann es zwischendurch immer mal wieder aufleuchten sehen. Ich frage mich, ob es Kieran ist, der ihr schreibt. Die beiden schienen sich gestern Abend gut verstanden zu haben.

?Guten Morgen?, sagt Dad, als er uns durch die Küchentür kommen sieht, und schiebt sich die Lesebrille auf der Nase hoch. Er liest gerade ein Buch auf dem Kindle, den wir uns alle teilen und auf dem sich deshalb alle m?glichen Arten von Büchern befinden. Eine Mischung aus zeitgen?ssischen Romanen, Thrillern, Fantasy und englischen Klassikern.

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