Save You (Maxton Hall, #2)(42)



?Ich kann nicht glauben, dass wir genommen wurden?, wispere ich Lin über den Rand meines Sektglases zu.

?Ich auch nicht.?

Der Gedanke, auch die kommenden drei Jahre mit meiner Freundin verbringen zu k?nnen, l?sst einen Haufen aufgeregter Schmetterlinge in meinem Bauch frei. Ich freue mich so sehr, dass es sich unwirklich anfühlt.

?Wir müssen uns jetzt noch mehr ins Zeug h?ngen, Lin?, sage ich.

?K?nnt ihr euch nicht wenigstens mal einen Abend lang einfach nur freuen??, fragt Ember.

Mum und Dad lachen, w?hrend Lin und ich ein reumütiges L?cheln austauschen. ?Du hast recht?, sage ich. ?Aber es kann noch so viel schiefgehen!?, fragt Ember.

Lin stellt ihr Sektglas auf den Wohnzimmertisch und nimmt sich einen Nacho, das einzige Fingerfood, das wir auf die Schnelle hervorzaubern konnten. ?Wir müssen alle unsere F?cher mit einem A bestehen, nur dann bekommen wir die feste Zusage.?

?Und dann muss ich auch noch für eines der Stipendien ausgew?hlt werden?, setze ich leise hinterher und versuche die Panik, die sich bei dem Gedanken in mir hochk?mpfen will, zurückzudr?ngen. Die Studienberaterin in Maxton Hall hat mir mehr als einmal versichert, dass meine Chancen dafür überdurchschnittlich gut sind und sie sich an meiner Stelle überhaupt keine Sorgen machen würde. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Lins Wangen werden bleich, und sie legt den angebissenen Nacho neben ihrem Glas ab. ?Was, wenn ich in irgendeinem Fach doch noch eine schlechtere Note reingedrückt bekomme? Meine Gro?mutter wird ihr Angebot, mich beim Studium zu unterstützen, bestimmt zurücknehmen.?

?M?dels, ihr sollt feiern und euch nicht zu Tode sorgen!? Mum sitzt gegenüber von Lin und mir auf unserem geblümten Sessel und sieht uns kopfschüttelnd an.

Lin und ich wechseln noch einen sorgenvollen Blick, bevor wir gleichzeitig die Sektgl?ser nehmen und einen gro?en Schluck trinken.

?Wahrscheinlich w?rt ihr nicht genommen worden, wenn ihr anders drauf w?rt, oder??, meint Ember grinsend. Sie war nicht überrascht von der Zusage und hat versucht, sich für mich zu freuen, aber ich habe auch gemerkt, wie traurig es sie macht, dass ich ausziehen werde. Denn auch wenn Oxford nicht weit weg ist, ist es doch ein Unterschied, ob uns ein halber Flur oder eine zweistündige Zugfahrt voneinander trennen. Ember hasst Ver?nderungen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir, ginge es nach ihr, immer zu Hause wohnen bleiben würden – bis an unser Lebensende.

Aber auch wenn ihre Stimmung im Laufe des Tages etwas auf mich abgef?rbt hat und ich beim Gedanken auszuziehen wehmütig werde, überwiegt die Freude über die Zusage bei Weitem. Und seit James hier war, habe ich beschlossen, mir diese Freude heute von nichts und niemandem mehr nehmen zu lassen.

Nachdem die Sektflasche leer ist, überlassen Lin und ich meine Eltern dem Fernsehprogramm und gehen nach oben in mein Zimmer.

?Oh Schei?e?, murmelt Lin, als ich die Tür hinter uns schlie?e. Sie hat den Blick auf ihr Handy geheftet und nimmt, ohne aufzusehen, auf meinem Schreibtischstuhl Platz.

?Was??, frage ich.

?Nichts.?

Ihre Antwort kommt so schnell, dass ich hellh?rig werde. ?Was ist los??

Sie zuckt die Schultern. ?Cyril wurde anscheinend auch genommen.?

Ich z?gere einen Moment, dann wispere ich: ?James auch.?

?Wirklich? Dann ist ja die halbe Beaufort-Clique in Oxford. Alistair und Wren haben auch auf Instagram gepostet.? Lin tippt noch immer auf ihrem Handy herum. Ich erhasche einen Blick auf das Display und sehe das Bild eines halb nackten Kerls, von dem ich mir ziemlich sicher bin, dass es Cyril ist.

Okay, ich halte es keine Sekunde l?nger aus. Schon seit Monaten hege ich den Verdacht, dass zwischen Lin und Cyril irgendetwas l?uft, von dem niemand wei?. Die Art, wie die beiden miteinander umgehen, spricht B?nde. Lange Zeit habe ich geglaubt, sie würden einander verabscheuen – aber mittlerweile bin ich mir sicher, dass das Funken sind, die zwischen ihnen sprühen, wenn sie sich Wortgefechte liefern.

?Was machst du da??, frage ich vorsichtig, w?hrend ich mich im Schneidersitz auf mein Bett setze.

Ertappt blickt sie auf. ?Nichts.?

?Du hast jetzt schon zweimal so schnell ?Nichts? gesagt, dass ich dir kein Wort glaube.?

Lin bei?t sich auf die Unterlippe und sieht wieder auf ihr Handy. Ihre Wangen sind feuerrot.

?Lin, komm her?, sage ich und klopfe energisch auf den Platz neben mir. Skeptisch sieht sie auf die Stelle, auf der meine Hand liegt, steht dann aber langsam auf und tapst zu mir. W?hrend sie sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes lehnt, die Knie anzieht und sie mit beiden Armen umschlingt, drehe ich mich zu ihr und sehe sie erwartungsvoll an. Sie streicht sich eine ihrer schwarzen Haarstr?hnen hinters Ohr. Es kommt mir vor, als wüsste sie nicht, wie sie anfangen soll.

?Ich wei?, dass du nicht gern über solche Dinge sprichst?, sage ich sanft. ?Aber du kannst mir immer erz?hlen, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt.?

Lin schluckt schwer. ?Es gibt gar nicht viel zu erz?hlen?, wispert sie.

Sie sieht beinahe schüchtern aus – ein Ausdruck, den ich überhaupt nicht von ihr kenne. Lin ist so eine starke, selbstbewusste Person, die immer für sich und ihre Meinung einsteht, ohne sich Sorgen darüber zu machen, was andere denken k?nnten. Sie jetzt so zu sehen l?sst mich pl?tzlich unruhig werden.

?Ich finde Cyril toll, seit ich dreizehn war.?

Meine Augen weiten sich. ?Wirklich??

Sie nickt langsam. ?Als ich auf die Maxton Hall gekommen bin, sa?en Cyril und ich in ein paar F?chern nebeneinander. Er … war nicht immer so wie heute. Damals war er aufmerksam und sü?. Er konnte mich richtig zum Lachen bringen. Ich kann gar nicht erkl?ren, was es genau war, das mich so fasziniert hat, aber ich mochte ihn von Anfang an.?

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