Save You (Maxton Hall, #2)(25)



Die beiden tauschen ein L?cheln, bevor Lydia sich r?uspert. ?Ich habe im Januar mit meiner Mum einen Kurztrip in die Alpen gemacht. Wir waren in einem Wellnesshotel und haben es uns richtig gut gehen lassen – nur wir beide. Das hatten wir seit Ewigkeiten nicht gemacht. Ich glaube, das ist meine sch?nste Erinnerung aus diesem Jahr.?

?Das klingt wirklich sch?n?, sage ich leise und lege meine Hand kurz auf ihr Knie. Ich wei? nicht, was ich sonst sagen soll, m?chte ihr aber zeigen, wie sehr ich ihre Offenheit zu sch?tzen wei?.

?Und bei dir, Ruby??, fragt Lin.

Einen Augenblick lang ist mein Kopf wie leer gefegt, und ich habe keine Ahnung, was ich auf meinen Zettel schreiben k?nnte. Aber dann lasse ich das Jahr Monat für Monat Revue passieren und stelle fest, wie sch?n es insgesamt doch war. Obwohl ich seit der Sache mit James traurig gewesen bin, ist allein seit September unheimlich viel passiert, wofür ich dankbar sein kann.

Ich bin Leiterin des Veranstaltungsteams geworden, habe tolle Noten in der Schule bekommen und wurde nach Oxford eingeladen. Ich habe Lin besser kennengelernt, bin enger mit Ember zusammengewachsen und habe sogar eine neue Freundin dazugewonnen. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich verliebt.

Ganz gleich, wie schlimm das mit James und mir geendet hat … wenn ich an unsere Gespr?che denke, an die Telefonate und unsere gemeinsamen Erinnerungen – dann bereue ich nichts. Im Gegenteil, auch diese Erfahrung z?hlt zu den H?hepunkten meines Jahres. Selbst wenn jetzt alles vorbei ist.

Ich schlucke schwer und starre auf das wei?e Papier, das vor mir auf dem Tisch liegt.

?Ich wei? gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich glaube, der Ausflug nach Oxford war am sch?nsten. Ich habe so lange davon getr?umt, einmal mit meiner Familie dort spazieren zu gehen. Und dann dort zu sein … Daran werde ich mich für immer erinnern?, sage ich heiser und zwinge mich dann zu einem L?cheln.

?Es sah aus wie im M?rchen dort?, fügt Ember hinzu.

Ich nicke, zeichne eine kleine Blase und notiere Ausflug Oxford darin.

Danach scheint das Eis gebrochen zu sein. Wir erz?hlen uns selbst die kleinsten und merkwürdigsten Ereignisse, die wir von diesem Jahr in Erinnerung haben. Beispielsweise hat Lin in einem Supermarkt einen Blumenstrau? gewonnen, weil sie die tausendste Kundin war, oder Lydia von einer alten Dame ein Pfund zugesteckt bekommen, damit sie sich etwas Sü?es kaufen kann.

Irgendwann ist die Stimmung nicht mehr so gedrückt wie zu Beginn. Im Gegenteil, wir lachen miteinander, und es kommt mir so vor, als würden wir vier in dieser Konstellation schon ewig Zeit miteinander verbringen. Gegen acht Uhr verabschieden sich Dad und Mum von uns, um zu ihren Freunden zu fahren. Ich kann sehen, wie erleichtert sie darüber sind, dass ich mich für diesen Abend aus meinem Zimmer gewagt habe und ihn gemeinsam mit meinen Freundinnen verbringe.

Anschlie?end schauen wir uns How to Be Single an. Ember hatte sich den Film zu Weihnachten gewünscht, weil sie Rebel Wilson so toll findet, und als zwei Stunden sp?ter der Abspann zu laufen beginnt, verstehe ich auch, warum. Selbst Lydia musste an einigen Stellen laut lachen – auch wenn sie jedes Mal aussah, als k?nnte sie selbst kaum glauben, dieses Ger?usch von sich gegeben zu haben.

Noch w?hrend des Abspanns machen wir uns über Dads Quiche her.

?Du hast es gut, Ruby.? Lin h?lt eine mit Quiche beladene Gabel vor ihr Gesicht und betrachtet sie eingehend. ?Deine Mum arbeitet in einer B?ckerei, und dein Vater ist Koch. W?re ich du, w?re ich einfach nur im siebten Himmel. Ich vermisse unsere K?chin.?

?Ihr hattet mal eine K?chin??, fragt Ember mit gro?en Augen.

?Ja?, sagt Lin und zuckt mit den Schultern, als w?re das eine Selbstverst?ndlichkeit. ?Aber dann hat sich bei uns ja alles ver?ndert, und ich musste erst mal die ganzen Basics lernen. Mums Kochkünste waren auch ein bisschen eingerostet, trotzdem hat sie mir viele tolle chinesische Rezepte beigebracht, die sie noch von ihrer Oma kannte. Inzwischen macht uns das gemeinsame Kochen richtig Spa?.?

Ich nehme einen Bissen von der Quiche und lasse sie mir auf der Zunge zergehen.

?Das Einzige, was ich machen kann, ist Rührei?, sagt Lydia nachdenklich. ?Das muss eine wahnsinnige Umstellung für euch gewesen sein.?

Einen kurzen Moment lang wirkt Lin überrascht über Lydias Worte, dann l?chelt sie leicht. ?Ich habe gelernt, nicht mehr zurückzublicken, sondern nur nach vorn.? Sie legt die Gabel auf den leeren Teller und pickt die letzten Krümel auf ihrem Teller mit den Fingern auf. Dann nimmt sie sich eine der Tüten und hebt sie hoch. ?Das sollten wir jetzt übrigens auch machen. Es ist schon fast zehn.?

?Oh, wie hübsch?, sage ich, als Lin die kleinen Bücher an uns verteilt. Sie sind schlicht und haben einen schwarzen Umschlag mit feinen goldfarbenen Akzenten, gepunktete cremewei?e Seiten und zwei Leseb?ndchen – genau, wie ich es am liebsten mag.

?Das wird mein erstes Bullet Journal?, sagt Lydia und sieht erst ihr Buch und dann uns etwas ratlos an. ?Was muss ich tun??

Ember stapelt unsere leeren Teller aufeinander und schiebt sie zur Seite, dann stellt sie ihren Laptop in die Mitte des Wohnzimmertischs, sodass wir alle auf den Bildschirm sehen k?nnen. ?Es ist eigentlich ganz einfach?, sagt sie. ?Wir schreiben jedes Jahr an Silvester unsere Vors?tze auf.? Sie klappt ihr Buch auf und deutet auf die erste Seite. ?Und dafür müssen wir als Erstes die überschrift gestalten.?

Gemeinsam suchen wir im Internet nach Schriften, die uns gefallen, und versuchen, sie nachzuzeichnen oder uns daran zu orientieren. Wir arbeiten gr??tenteils schweigend, die einzigen Ger?usche sind die unserer Stifte auf dem Papier und die leise Musik im Hintergrund.

Mona Kasten's Books